Das Portrait: Der Pokerprofi: Lewinskys Advokat
■ William Ginsburg
Er war es, der Monica Lewinsky als Opfer ins Gespräch brachte. „Sie ist in den Strudel eines Machtkampfes geraten, in den die drei mächtigsten Männer der Welt verstrickt sind, Bill Clinton, Vernon Jordan und Kenneth Starr. Ihr Leben ist zerstört.“ Das war gegen Sonderermittler Kenneth Starr gerichtet, der sie hatte abhören lassen und sie mit einem Meineidsprozeß überziehen wollte, weil sie in Privatgesprächen über ihre Beziehung zu Präsident Clinton etwas anderes gesagt haben soll als in einer Vernehmung unter Eid.
Das nächste, was man von William Ginsburg erfuhr, war, daß er ein alter Freund der Familie Lewinsky ist, der die Monica schon kannte, als sie noch sooo klein war. So einer würde sie also vertreten.
Als dieser gute Onkel aus der Provinz nach Washington kam, empfand man das, als geriete ein treuer Schäferhund in eine Arena mit Pitbulls – aus dem machen die doch Hackfleisch. Aber William Ginsburg ist aus ähnlichem Holz wie die Anwälte, mit denen er es zu tun haben wird, Robert S. Bennett, der Anwalt des Präsidenten, Kenneth Starr, der Sonderermittler, und Vernon Jordan, enger Berater Clintons.
Einen Namen hat sich William Ginsburg in jener Art von Verfahren gemacht, in denen in den USA Millionen umgesetzt werden, Produkthaftpflicht. Sein Spezialgebiet: ärztliche Kunstfehler.
Der heute 54jährige William Ginsburg wurde in Philadelphia geboren und studierte Jura an der Universität von Berkeley und Southern California. Er schloß sich einer in Houston ansässigen überregionalen Anwaltsfirma an, leitete deren Zweigstelle in Los Angeles, bis er seine eigene Firma gründete.
Sein Credo im aktuellen Fall: „Wenn die Vorwürfe über ein Verhältnis zwischen Clinton und meiner Klientin sich als wahr herausstellten, dann ist der Präsident ein Frauenfeind, und ich muß an seiner Führungsfähigkeit zweifeln.“ Zur Zeit wartet Ginsburg auf eine Reaktion Kenneth Starrs auf das Angebot, Monica Lewinsky werde aussagen, wenn ihr Straffreiheit in Sachen Meineid gewährt wird. Ein Pokern zwischen erfahrenen Anwälten, die ein Spiel mit hohem Einsatz gewohnt sind. Ginsburg würde diese Metapher nicht gelten lassen: „Ein Verfahren ist kein Karten-, sondern ein Theaterspiel, schrieb er in einem seiner Lehrbücher über erfolgreiches Prozessieren. Peter Tautfest
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