Das Portrait: Der reichste Mann der Welt
■ Hassanal Bolkiah
Sein Image als Playboy hat er mit den Jahren halbwegs abstreifen können, obwohl der 51jährige Sultan noch immer über hundert Ferraris besitzen soll. Doch seinen neuen Ruf als Staatsmann haben im vergangenen Jahr die Vorwürfe einer früheren US- Schönheitskönigin in Zweifel gezogen. Eine erste Klage der Beauty Queen, Sultan Hassanal Bolkiah habe sie in seinem Palast zur Prostitution gedrängt, konnte er durch Verweis auf seine Immunität abwenden. Doch vergangene Woche hat die frühere Miß USA eine neue Klage nachgeschoben.
Hassanal Bolkiah, Herrscher über 300.000 Untertanen, ist zugleich Ministerpräsident, Verteidigungs- und Finanzminister. Mit seinem auf bis zu 60 Milliarden US- Dollar geschätzten Vermögen gilt der Sultan als reichster Mann der Welt. Seit 1929 wird in dem südostasiatischen Land von der doppelten Größe des Saarlandes Öl und seit 1973 Gas gefördert – ein Segen für den Sultan. In Brunei Darussalam, was Heimat des Friedens heißt, ist Bolkiahs Wort Gesetz. Schon sein Vater annullierte 1962 die einzigen Wahlen in dem damaligen britischen Protektorat und regierte seitdem per Notstandsgesetz. Daran änderte auch der 29.Sultan nichts, der 1967 nach seiner Ausbildung an einer britischen Militärakademie als 21jähriger die Macht übernahm und 1984 das Land in die Unabhängigkeit führte.
Bolkiah hat seinen Untertanen den Wunsch nach demokratischer Mitbestimmung mit dem statistisch höchsten Lebensstandard in der Region, mit Steuerfreiheit, freier Gesundheitsversorgung, kostenloser Bildung und beitragsfreien Renten abgekauft. Für den Notfall steht eine gutgerüstete Armee bereit.
Auch international versteht es der Sultan, sich Anerkennung zu kaufen. Auf Drängen des damaligen US- Präsidenten Ronald Reagan soll er die nicaraguanischen Contras mitfinanziert haben, später half er muslimischen Flüchtlingen in Afghanistan und Bosnien-Herzegowina, und jüngst unterstützte er Bruneis Nachbarländer in der Asienkrise.
Wenn der Sultan heute nach Deutschland kommt, stehen nicht nur Gespräche mit Kanzler Kohl und Bundespräsident Herzog auf dem Programm. Der zahlungskräftige Herrscher will auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Munster- Lage auch einen Panzer probefahren. Sven Hansen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen