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Das PortraitStreiter für eine moralische Politik

■ Telford Teylor

Daß die Politik moralisch handeln soll und Krieg als politisches Instrument zu ächten ist, waren seine großen Themen. Doch die wahre Dimension dieser Fragen wurde ihm erst deutlich, als die Weltpolitik die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts ignoriert hatte. 1992 bekannte Telford Taylor in seinem Buch „Anatomy of the Nuremberg Trials“, daß er erst während seiner Arbeit als Mitarbeiter und späterer Hauptankläger der Nürnberger Prozesse seine Ignoranz gegenüber dem Schicksal der Millionen Holocaust-Opfer ablegte. Am vergangenen Samstag starb Taylor im Alter von 90 Jahren in Manhattan an den Folgen mehrerer Schlaganfälle.

Der Amerikaner war seit Kriegsende Mitarbeiter im Stab von Oberrichter Robert Jackson, dem die Einrichtung des Militärgerichtshofs in Nürnberg und die Vorbereitung der Kriegsverbrecherprozesse oblag. Nach Abschluß der Hauptprozesse gegen führende Nationalsozialisten übernahm Taylor im Oktober 1946 von Jackson das Amt des Hauptanklägers und Leiters der Abteilung für Kriegsverbrechen in der US- Militärregierung. Er führte bis 1949 Prozesse gegen KZ- Ärzte, SS-Offiziere und Nazi- Richter. 37 Todesurteile und 64 mehrjährige Haftstrafen sind die Bilanz seiner Arbeit. Erfolglos blieben seine Klagen gegen Industrielle wie Krupp und die Direktoren der IG Farben.

Taylor verstand die Nürnberger Prozesse nicht als Rache der Sieger. Für ihn stand im Vordergrund, daß erstmals für Verbrechen gegen die Menschlichkeit verantwortliche Täter vor Gericht gebracht worden waren. Und er wollte zeigen, daß die Prinzipien demokratischer Rechtsstaaten auch im Fall von Massenmördern greifen.

Taylor, geboren in Schenectady im Staate New York, studierte in Harvard Jura und arbeitete ab 1932 für diverse Ministerien, den militärischen Geheimdienst und als Attaché in London. Seit den 50er Jahren veröffentlichte Taylor Bücher zur politischen Zeitgeschichte. Fast leitmotivisch zieht sich sein Engagement für eine von Moral geleitete Politik durch sein Lebenswerk, sowohl als Regierungsbeamter als auch als Autor. Als Jura-Professor an der Columbia-Universität engagierte er sich in den 70er Jahren gegen den Vietnamkrieg. Sein Buch „Munich: The Price of Peace“ wurde 1980 vom National Book Critics Circle als bestes Sachbuch ausgezeichnet. Walter Kaul

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