Das Portrait: Karriere trotz Homosexualität
■ Horst Gorski
Seit 1983 arbeitet er als Pastor der nordelbischen Kirche, dort in einem gutbürgerlichen Stadtteil der Elbvororte. Horst Gorski, 41 Jahre, ist nun zum neuen Propst des Kirchenkreises Altona gewählt worden. Innerhalb der Kirchenhierarchie ist ihm damit nur noch die Bischöfin vorgesetzt. Der Lutheraner bekam gleich im ersten Wahlgang trotz zweier Mitkandidaten die absolute Mehrheit der Synode.
Eine Überraschung. Denn die Mitglieder dieses auch von Laien getragenen Kirchenparlaments wußten um den persönlichen Umstand Gorskis, der ihm nach eigener Aussage in den meisten Landeskirchen eine Karriere zum Propst verwehrt hätte: seine Homosexualität.
Gorski verschweigt seine sexuelle Orientierung nicht, beharrt aber darauf, daß sie bei seiner Bewerbung keine Rolle gespielt habe. Das ist deshalb falsch, weil trotz hinreichender Qualifikation eben diese Art der Nächstenliebe alle Hoffnungen auf eine Laufbahn innerhalb der Amtskirche gemeinhin zunichte machen. Doch die Hamburgische Landeskirche mit ihrer Bischöfin Maria Jepsen pflegt innerkirchlich ein liberales Klima, das es religiösen Eiferern erschwert, mit ihrem so traditionellen Verständnis von menschlicher Sexualität die Gemeinden zu dominieren: Ihre Botschaft von Homosexualität als Sünde wird nur noch als sektiererhaft empfunden.
Gorskis biblischer Lieblingssatz stammt aus der Bergpredigt: Behandle andere Menschen so, wie du selbst behandelt werden möchtest. Das sei seine „goldene Regel“. Als Propst steht er nun nicht mehr so sehr unter „gemeindlicher Beobachtung“. Das heißt in Gorskis Fall, daß der momentan ledige Mann sich wohl vorstellen könnte, mit einem Partner in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Daß dagegen aus christlicher Sicht sowieso nichts spräche, verstehe sich im übrigen von selbst. Ein mutiger Mann, so wird ihm attestiert, der auch keine Scheu hat, sich mit Bischöfen anzulegen – was ihm wohl die nötigen Stimmen der Synode brachte.
Die Berufung zum Chef des Kirchenkreises Altona heißt für Gorski zunächst, sich um die magerer werdende Finanzausstattung der Kirche zu kümmern. Dazu hat er sich betriebswirtschaftlich fortgebildet. „Man kann aus einer Not auch eine Tugend machen“, sagt er, „weniger Geld heißt ja nicht, daß Kirche unsichtbar werden muß.“ Jan Feddersen
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