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Das PortraitDas neueste Opfer iranischer Radikaler

■ Dariusch Foruhar

Irans ehemaliger Arbeitsminister Dariusch Foruhar und seine Frau wurden am Sonntag ermordet aufgefunden Foto: taz-Archiv

„Er war eine sehr starke Persönlichlichkeit“, erinnert sich der Schriftsteller Faradsch Sarkuhi an Dariusch Foruhar. Der in Deutschland lebende iranische Regimekritiker saß zu Zeiten des Schahs gemeinsam mit Foruhar im Gefängnis. Doch am Wochenende half dem 70jährigen alle Stärke nicht. Zusammen mit seiner Frau Parvaneh (58) wurde er in seiner Teheraner Wohung ermordet. Polizisten, die die Toten am Sonntag fanden, berichteten, beide seien mit einem langen Messer getötet worden. Dariusch Foruhar sei der Kopf abgeschitten worden, seiner Frau die Brüste.

Beide waren Kritiker der Führung der Islamischen Republik. Dariusch Foruhar stand der illegalen, aber tolerierten Iranischen Nationalpartei vor. Von einem konservativ-nationalen Standpunkt aus forderte er die Säkularisierung des Staates. Parvaneh Foruhar trat für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Beide kritisierten gegenüber westlichen Radiostationen die Mißachtung der Menschenrechte im Iran.

Dariusch Foruhar begann seine politische Karriere in den 50er Jahren in der Paniranischen Partei. Unter Präsident Mohammad Mossadegh spaltete sich die Organisation. Ein unter dem alten Namen weiterarbeitender Flügel unterstützte den Schah, die Nationalpartei verfolgte einen unabhängigen Kurs. Nach dem von der CIA unterstützten Putsch gegen Mossadegh 1953 landete Foruhar im Gefängnis.

Nach der Islamischen Revolution 1979 machte ihn Premier Mehdi Basargan zum Arbeitsminister. Aus Protest gegen die Verquickung von Politik und Religion zog sich Foruhar nach nur einem Jahr ins Privatleben zurück. Vor sechs Jahren machte er erneut von sich reden. Regimekritikern schickte er ein von ihm herausgegebenes Bulletin: fotokopierte Blätter mit Informationen, die in der legalen Presse nicht erschienen.

Irans als Reformer geltendem Präsidenten Mohammad Chatami begegnete Foruhar mit Mißtrauen. Als im Oktober die IranerInnen über den mächtigen Expertenrat abstimmen sollten, rief er zum Wahlboykott auf. Für den Schriftsteller Sarkuhi ist der Mord an Foruhar die Rache für diese Aktivitäten. Die Tat zeige, „daß die Fundamentalisten nicht bereit sind, auch nur eine minimale Veränderung der gesellschaftlichen Situation zu akzeptieren“. Thomas Dreger

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