Das Portrait: Der neue Zampano
■ Labastida Ochoa
Der bisherige mexikanische Innenminister Francisco Labastida Ochoa hat am Sonntag die Vorwahl zum Präsidentschaftskandidaten gwonnen. Im kommenden Juli wird er für seine Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) in die Abstimmung ziehen. Es war das erste Mal, dass die PRI ihren Präsidentschaftsbewerber über allgemeine Wahlen ermitteln ließ. Bisher war es Privatsache des amtierenden Präsidenten, seinen Nachfolger zu bestimmen. Eine Entscheidung per dedazo, „Fingerzeig“, nennen das die Mexikaner.
Mit der Wahl ging die PRI freilich kein großes Risiko ein: Sie hat das Land im Griff, und eine ernsthafte Opposition gibt es in Mexiko derzeit nicht. Ein paar demokratische Lockerungsübungen können da keinen großen Schaden anrichten, dachten sich wohl die PRI-Bosse. Denn die Präsidentschaftswahlen wurden traditionell immer von der Staatspartei mit dem merkwürdigen Namen gewonnen. Seit 1929 stellt die PRI alle Präsidenten Mexikos.
Labastida war der Wunschkandidat des amtierenden Präsidenten Ernesto Zedillo. Der gesamte Staats- und Parteiapparat stand hinter Labastida. Seine drei parteiinternen Gegenkandidaten hatten im Vorwahlkampf immer wieder über fehlende Chancengleichheit geklagt. Das Votum für Labastida fiel mehr als eindeutig aus: In 251 der 300 Wahlkreise liegt er vorn.
Der Kandidat: Francisco Labastida Ochoa Foto: AP
Der 57 Jahre alte Wirtschaftswissenschaftler Labastida blickt auf eine lange politische Karriere zurück. Von 1982 bis 1986 war er Energieminister. Anschließend regierte er für sechs Jahre als Gouverneur seinen Heimatstaat Sinaloa im Nordwesten Mexikos. In der Regierung Zedillo wurde er zunächst Landwirtschaftsminister. Im Januar vergangenen Jahres übernahm er dann das Innenministerium.
Große Erfolge hatte der farblose Labastida dabei nicht: Als Gouverneur in Sinaloa hat er es nicht geschafft, den Drogenhandel zu bekämpfen. Und als Innenminister konnte er keinen Frieden im unruhigen Bundesstaat Chiapas schaffen. Zwar hatte er angekündigt, das Abkommen mit den zapatistischen Rebellen umzusetzen. Darauf warteten die Menschen in Chiapas jedoch vergeblich.
Ein Sieg Labastidas bei den Präsidentschaftswahlen könnte nur dann gefährdet sein, wenn sich die zerstrittenen Oppositionsparteien rechtzeitig auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten einigen. Danach sieht es bislang aber nicht aus. Der erste Anlauf ist bereits gescheitert. Peter Wütherich
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