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Das PortraitBirmas Kinder- Kidnapper

Die beiden 12-jährigen Zwillingsbrüder Johnny und Luther Htoo genießen unter ihren Anhängern aus dem Bergvolk der Karen im thailändisch-birmesischen Grenzgebiet einen sagenhaften Ruf. Vor etwa drei Jahren sollen sich die beiden in ein Dorf unter Kontrolle des verhassten birmesischen Militärs geschlichen haben. Mit Handgranaten und Schusswaffen töteten sie mehrere Soldaten. Seitdem gelten die Zwillinge, denen magische Kräfte zugeschrieben werden, nicht nur als unverwundbar, sondern auch als Führer der „Armee Gottes“.

Die Truppe besteht aus etwa 200 Rebellen, die sich 1997 von der „Karen National Union“ (KNU) abspalteten. Diese kämpft seit über 50 Jahren für einen eigenen Staat des christlichen Karen-Volkes gegen die Militärjunta in Rangun, der seit Jahren schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen werden. Als die KNU in den vergangenen Jahren immer stärker in die Defensive geriet, wuchs die Unzufriedenheit einiger Karen mit ihrer Führung. Der Überfall von Johnny und Luther Htoo galt dagegen als Gegenbeispiel erfolgreichen Widerstands.

Die „Armee Gottes“ machte erstmals im vergangenen Herbst Schlagzeilen, als sie fünf studentischen Rebellen Unterschlupf bot, die im Oktober Birmas Botschaft in Bangkok gestürmt und dort zahlreiche Geiseln genommen hatten. Das nachgiebige Verhalten der thailändischen Regierung könnte die „Armee Gottes“ jetzt zu einer ähnlichen Aktion veranlasst haben, was sich als tragischer Fehler erwies. Thailändische Soldaten stürmten gestern in den frühen Morgenstunden das Krankenhaus in der Stadt Ratchaburi, in dem eine Gruppe der „Armee Gottes“ seit dem Vortag mehrere hundert Menschen als Geiseln genommen hatte. Nach Angaben der Regierung wurden alle zehn Geiselnehmer getötet, während alle Geiseln gerettet wurden. Mehrere Soldaten wurden verletzt. Johnny und Luther Htoo waren nicht unter den Geiselnehmern.

Mit der Aktion hatte die „Armee Gottes“ die medizinische Versorgung von Kämpfern und Angehörigen erzwingen wollen. Auch wollte man von Thailand Bewegungsfreiheit im Grenzgebiet erzwingen. Die Rebellen der „Armee Gottes“ waren nämlich auch von thailändischer Seite unter Beschuss geraten. Wie schon die Geiselnahme im Oktober dürfte die jetzige Aktion zwar weltweit wieder auf die Situation der Karen hingewiesen haben. Doch die Gefährdung Unschuldiger dürfte viele Sympathien gekostet haben. Sven Hansen

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