kahlschlag kultur: Das Phantom der Oper
Nun ist es raus. Weitere 170 Millionen Euro soll Kultursenator Thomas Flierl einsparen. An dieser Stelle könnte der Kommentar eigentlich schon enden. Vorhang zu, Bühne räumen.
Kommentar von UWE RADA
Aber da ist ja noch dieser sprichwörtliche Funke Hoffnung: darauf, dass sich Flierl womöglich noch gegen die Eckwertevorstellungen seines Finanzsenators durchsetzt, dass er aus dem Kahlschlag nur ein paar Schneisen werden lässt. Dass vielleicht sogar der Bund einspringt.
Doch mit Hoffnung alleine lässt sich keine Politik machen. Das weiß auch Thomas Flierl, sonst würde er kein „Forum Kultur“ einsetzen wollen, auf dem über die strukturellen Einschnitte beraten werden soll. Das Problem ist nur: Dieses Forum kommt zu spät. Die strukturellen Entscheidungen werden jetzt getroffen, mit der Aufstellung des Doppelhaushalts 2002/2003 und vor einer möglichen Entscheidung des Bundes für ein Notopfer Berlin.
Insofern kann man dem CDU-Abgeordneten Dieter Hapel für die Forderung nach der Schließung eines Opernhauses nur dankbar sein. Damit ist die Diskussion endlich dort gelandet, wo sie neben einem Forum Kultur auch hinmuss – in der Öffentlichkeit.
Und noch einen Dienst hat Hapel dieser Debatte geleistet. Gerade weil die Forderung nach einer Opernschließung von der CDU kam, sollte es in Zukunft möglich sein, über solche Fragen weniger parteipolitisch zu diskutieren. Immerhin stehen Entscheidungen an, die die Zukunft betreffen. Will man etwa mit Bezirksbibliotheken weiterhin eine kulturelle Grundversorgung? Oder ist das Image des Berliner „Unternehmens Kultur“ am Ende doch wichtiger, weil allein damit Berlin wieder attraktiver werden kann?
Das Phantom der Opernschließung schwebt jedenfalls wieder über Berlin.
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