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Das Narrenschiff an der Mojka

„Vernichten muß man uns“: Vor 70 Jahren wurde das „Haus der Künste“ in Petrograd geschlossen  ■ Von Susanne Brammerloh

Das Haus steht noch. Ein riesiger Gebäudekomplex, vierstöckig, klassizistisch, schmutziggraues Rosa mit schmutzigweißen Säulen: St. Petersburg, Mojkaufer 59, Newski-Prospekt 15, Morskaja 14. Hier wird der Newski, die Hauptstraße der Stadt, schmaler, um zwei Häuserblöcke weiter in den Platz vor dem Turm der Admiralität einzumünden. Das Haus tritt gleichsam auf die Straße hinaus, seine leuchtendrote Laufreklame für das Kino „Barrikade“ ist noch drei Kilometer weiter, am anderen Ende des schnurgeraden Newski-Prospektes, auszumachen.

Das Haus taucht erstmals auf dem Stadtplan von 1776 auf. 1858 übernahmen es die Kaufleute Jelisejew, die im Mai 1917 vor der Revolution ins Ausland flohen. Ihre über drei Etagen ausgedehnte Wohnung an der Mojka stand leer. Ebenso verlassen waren die Räume des „Englischen Geschäfts“ im zum Newski gewandten Teil und die der Bank, gelegen direkt unter den 18 möblierten Zimmern der Pension „Leman“. Heute beherbergen diese Zimmer eine der berühmt-berüchtigten Kommunalwohnungen. Zu Hochzeiten wohnten hier 43 Menschen, heute sind es noch 15. Eine kurze Zeit lang jedoch war es mehr als ein Wohn- und Geschäftshaus. Nach der Revolution entstand hier für drei Jahre ein „Kulturnest“ (Karl Schlögel in seinem Buch „Jenseits des Großen Oktober“): das „dom iskusstv“, das „Haus der Künste“.

Wie alles anfing

In Rußland herrschte Bürgerkrieg. Petrograd war von weißgardistischen Truppen belagert. Die Stadt hungerte. Um das Überleben der Künstler zu erleichtern, gründete Maxim Gorki 1918 den Verlag „Weltliteratur“. Im gleichen Jahr öffnete in Petersburg das „Haus der Literaten“, und 1919 rief der Kritiker und Schriftsteller Kornej Tschukowski ein „literarisches Studio“ ins Leben, wo junge Autoren und Übersetzer ihr Handwerk erlernen konnten.

Die Idee zu einem „Haus der Künste“, in dem Künstler aller Richtungen leben und arbeiten könnten, hatte Kornej Tschukowski 1919 aus Moskau mitgebracht, wo ein ähnlich intendierter „Palast der Künste“ bestand. Tschukowski: „Die Sache bewegte sich lange nicht vom toten Punkt, bis A.M. Gorki die Leitung der Einrichtung übernahm (...). Dank unserer gemeinsamen Anstrengungen fand am 19. November 1919 am Newski 59, im früheren Palast des Petersburger Magnaten Jelisejew, die Eröffnung des ,Hauses der Künste‘ statt (...).“

Der Dichter Alexander Blok führte Protokoll bei dieser Sitzung, in halb scherzhaft-ironischer und doch den ernsten Hintergrund offenbarender Manier:

„3. Es gibt richtigen Tee, Brötchen aus Roggenmehl, Jelisejewsche Bonbons. N.S. Gumiljow ißt gleich drei Brötchen (...).

6. Ju.P. Annenkow ißt ohne Unterbrechung.“

Am nächsten Tag notiert Kornej Tschukowski in seinem Tagebuch: „Wir gingen los, die Jelisejewsche Wohnung ansehen (...). Eine betäubende Geschmacklosigkeit. Das Badezimmer der Madame Jelisejewa ist ganz ausgemalt: Meereswellen, Schiffsbruch. Eine Menge irgendwelcher gymnastischer Vorrichtungen, die an Folterinstrumente erinnern. Blok lief umher und fragte zweifelnd: ,Und das ist wozu da?‘“

Im nachhinein will es scheinen, als hätte dieses verwaiste Haus nur auf die Schriftsteller und Künstler gewartet. Die ganze Anlage war wie geschaffen für eine verrückte Künstlergemeinschaft, die das „Disk“ (die damals gebräuchliche Abkürzung von „dom iskusstv“) im Grunde war. Obwohl es nur eins von vielen „Kulturnestern“ des Bürgerkriegs-Petrograd war, war es doch das Zentrum des intellektuellen Lebens der Stadt. Das Haus selbst, sein Grundriß wurden zum Mythos und zur Metapher für Überlebenswillen und -kunst in finsterer Zeit.

In den drei Jahren seiner Existenz war das Disk ein Zufluchtsort der Petersburger Intelligenz. Es diente als Wohnheim, Arbeits- und Studienstätte, Aufwärmort und Treffpunkt. Es gab eine Kantine, eine Bibliothek und sogar einen kleinen Buchladen (im Keller, an der Morskaja). Die Bewohner erhielten gesonderte Lebensmittelrationen und Brennholz, was in der dem Hungertod nahen Stadt von lebenswichtiger Bedeutung war.

Topographie des Hasses

Das Zentrum des Hauses war die große Jelisejewsche Wohnung, ein Labyrinth von Zimmern, Fluren, Treppen, Ecken und Durchgängen. In den zahlreichen Memoiren der Bewohner von damals nimmt die Topographie des Hauses einen zentralen Platz ein, und niemand hat sie besser beschrieben als der Dichter Wladislaw Chodassewitsch, der, wie so viele, später emigrierte: „Hier gab es einen großen Spiegelsaal, wo Vorlesungen stattfanden, und mittwochs Konzerte. An ihn schloß das Blaue Wohnzimmer an, geschmückt mit einer Skulptur Rodins (...). An Versammlungstagen diente es als Künstlerzimmer. Dort gaben Kornej Tschukowski und Nikolai Gumiljow Vorlesungen für die Schüler ihrer Übersetzungs- und Dichtkunst-Seminare. An das Wohnzimmer schloß das Eßzimmer an, mit Eichenholzschnitzereien, Vitrinen und Kaminen – wie es sich gehört. Das Essen hier war teuer und schlecht. Wer nicht selbst kochte, zog es vor, in die Kantine des ,Hauses der Literaten‘ zu gehen (...). Wenn man das Eßzimmer, am Buffetraum vorbei, ein wenig nach rechts biegend verließ, kam man in den Teil des Hauses, wo kein Fremder hin durfte: in den Flur, in dem sich zu beiden Seiten die Zimmer der ältesten Bewohner des Wohnheims hinzogen. Hier lebte Fürst S. Uchtomski, einer der Kustoden des Museums AlexandersIII., ein etwas finster dreinblickender, aber anziehender Mensch, der später zusammen mit Nikolai Gumiljow verhaftet und erschossen wurde (...). Auf dem Flur lebte noch Akim Wolynski, der seine Kräfte im ungleichen Kampf mit der Heizung verbraucht hatte. Die Zentralheizung funktionierte nicht, sein eigenes Kanonenöfchen bekam er mit dem feuchten Petrosowjet-Holz nicht an. Er starb an der Kälte. Manchmal lag er tagelang im Pelzmantel (...) auf seinem Bett. Über ihm rankten sich an Wänden und Decke gutgenährte Putten mit Pfeilen und Girlanden – das Zimmer war einst Madame Jelisejewas Schlafzimmer gewesen.“

Am Ende des Flurs wohnte Michail Slonimski, bei dem die jungen „Serapionsbrüder“ Wsewolod Iwanow, Michail Soschtschenko, Konstantin Fedin, Nikolai Nikitin, Lew Lunc und Wenjamin Kawerin aus und ein gingen. Diese unkonventionelle Literatengruppe, aus der viele später bekannte sowjetische Schriftsteller hervorgingen, wurde im Disk gegründet. Der geistige Kopf der Gruppe war zweifellos Lew Lunc, der 1923, mit 22 Jahren, krank und geschwächt zu seinen Eltern nach Hamburg ausreiste, wo er ein Jahr später starb.

Lew Lunc bewohnte ein Zimmer in einem dunklen Korridor, den man nur über eine eiserne Wendeltreppe erreichte, die hinter der Jelisejewschen Küche zwei Stockwerke tiefer führte. Hier herrschte ewige Finsternis, und die aus dem Keller dringende Feuchtigkeit war durch keinen noch so gut geheizten Ofen zu vertreiben. Der Korridor wurde „Affenkäfig“ genannt. Wladislaw Chodassewitsch war überzeugt, daß Lunc hier zumindest teilweise seine Gesundheit ruinierte.

Chodassewitsch selbst wohnte in einem der möblierten Zimmer der ehemaligen Pension „Leman“. Dort gab es runde, dreieckige, siebeneckige, rhombusförmige Zimmer. Der Dichter Ossip Mandelstam bewohnte einen Raum, „ebenso phantastisch und sonderbar wie er selbst“.

Es ist nicht verwunderlich, daß dieses Hauslabyrinth die Assoziation eines Schiffes mit seinen verschiedenen Unter-, Ober- und Zwischendecks hervorrief. Und dabei war es Arche und Narrenschiff zugleich. Während der Revolution war es eine sichere Burg, eines jener steinernen Schiffe „auf dem aufgewühlten steinernen Ozean der Straßen Petersburgs“, wie Jewgeni Samjatin in seiner Erzählung „Mamaj“ schrieb. Das „Haus an der Mojka“, dessen erleuchtete Fenster sogar von der Fontanka aus zu sehen waren, „schien ein Schiff zu sein, das sich seinen Weg bahnt durch Finsternis, Sturm und Unwetter“ (Wladislaw Chodassewitsch).

Die Unterrichtsfächer

Das Kulturangebot des Disk war weit gefächert und fand regen Zulauf. Es gab drei Abteilungen: die literarische, künstlerische und musikalische. Die Literaten organisierten öffentliche Vorlesungen und Dichterabende. Das waren die berühmten Montage, an denen u.a. Alexander Blok, Nikolai Gumiljow (der mit der Dichterin Anna Achmatowa verheiratet gewesen war), Georgi Iwanow, Michail Kusmin und Andrei Bely auftraten. Furore machten der Besuch von H.G. Wells im September 1920 und der Auftritt des provokanten Majakowski, der im Dezember 1920 aus Moskau anreiste, um Petersburg mit seinem gerade fertiggewordenen revolutionären Poem „150000000“ in Erstaunen zu versetzen. An einem dem „öffentlichen Disput“ gewidmeten Mittwoch hielt Wiktor Schklowski einen Vortrag über Laurence Sterne und die „formale Methode bei der Interpretation von Literatur“.

Im „Literaturstudio“ des Disk wurden folgende theoretische Kurse für beginnende Literaten angeboten:

N. Gumiljow: Dramaturgie

A. Bely: Rhythmik

A. Steinberg: Ästhetik

W. Schirmunski: Theorie der Lyrik

W. Schklowski: Theorie des Sujets

K. Tschukowski: Geschichte der modernen englischen Literatur

Der Praxis des Schreibens waren u.a. Jewgeni Samjatins „Technik der künstlerischen Prosa“, Nikolai Gumiljows „Praktischer Unterricht zur Poetik“ und Losinskis „Versübersetzungen“ gewidmet. Im Oktober 1920 hatten sich 350 Hörer für das neue Semester eingeschrieben. Der verstärkte Zulauf machte die Erweiterung des Programms notwendig.

Die künstlerische Abteilung führte verschiedene Ausstellungen moderner Kunst durch. Allein 1920 wurden Werke von Benois, Dobuschinski, Kustodijew, Petrow-Wodkin u.a. ausgestellt. 1921 erschienen zwei Almanache unter dem Namen „Haus der Künste“, wo Mitglieder des Disk ihre Werke abdruckten.

Leben im Haus

Das Haus wurde von den verschiedensten Leuten bevölkert, die sich abends in der blitzblanken, mit blau-weißen Kacheln und zahllosen Messingtöpfen versehenen Küche einfanden, um über moderne Kunst, die Zukunft der Literatur und den Sinn der Geschichte zu diskutieren. Angesichts der schon deutlich werdenden Polarisierung „draußen“ war das Disk ein Ort, wo die Anhänger der alten Ordnung ein Recht auf Meinungsäußerung hatten.

Das Haus war in ständiger Bewegung. Man ging sich besuchen, um aus seinem neuen Werk vorzulesen oder um den Nachbarn zu bitten, beim Ofen anheizen zu hel-

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fen. Irena Odojewtsewa erinnert sich, daß Ossip Mandelstam meist vergeblich um etwas Wärme kämpfte: „Wenn er sich bis zur Erschöpfung mit seinem Ofen abgequält hatte, sprang Mandelstam auf den Flur hinaus und begann, an alle Türen zu klopfen. ,Helft! Helft! Ich kriege den Ofen nicht an. Ich bin kein Heizer, kein Feuermacher. Helft!‘“

Dann rannte Mandelstam in den Teil der Jelisejewschen Wohnung, der zentral geheizt wurde. Einmal fand sie ihn in der Bibliothek, versteckt hinter Bücherstößen, versunken ins Gedichteschreiben, vor sich her summend wie ein Falter. Aber es war nicht leicht, in der großen Wohnung einen ruhigen Platz zu finden. Irena Odojewtsewa: „Es war immer laut, und immer waren Leute da. Hier kamen alle vorbei, die in der Nähe wohnten, hier wurden Verabredungen getroffen und Rendezvous vereinbart, hier veranstalteten die Schüler nach dem Unterricht Spiele. In einem Anfall von junger ungestümer Freude zogen sie mit Geschrei und Gelächter durch die Säle.“ Wenn es irgendwann in der Nacht endlich still war, kam es vor, daß W. Pjast, ein „nicht sehr begabter Dichter, aber kluger und gebildeter Mensch“ (Chodassewitsch), der im Affenkäfig neben Lew Lunc wohnte, seine ruhelosen Wanderschaften durch das riesige Disk-Labyrinth begann und sich dabei in so etwas wie einen polternden Hausgeist verwandelte.

Abgesang und Ende

Lange konnte sich ein weltfremder Hort des freien Wortes wie das Disk nicht wehren gegen eine Außenwelt, die nach Zensur, Anpassung und Parteilichkeit verlangte. Die Bolschewiki gingen als Sieger aus dem Bürgerkrieg hervor, und es begann die „Neue Ökonomische Politik“, was für die Künstler- und Wissenschaftlervereinigungen in Petrograd (und Moskau) zumindest zwei Folgen hatte: Erstens verbesserten sich die Lebensbedingungen und machten ein eigenständiges Arbeiten ohne Lebensmittel- und Holzrationen wieder möglich und die „Notgemeinschaften“ überflüssig, zweitens begann eine noch stärkere Kontrolle der Loyalität zur „Sowjetmacht“. Beides mußte früher oder später das Aus bedeuten – und so kam es auch.

An Anfeindungen hatte es von Anfang an nicht gemangelt. Kornej Tschukowski, einer der Leiter des Disk, notierte im April 1920 in seinem Tagebuch: „Querelen um das Haus der Künste. Man bestellte mich ins Bildungskommissariat. Ich ging hin. (...) Man stürzte sich von allen Seiten auf uns – warum wir uns nicht ihren Sektionen, Untersektionen, Unterabteilungen, Abteilungen usw. anschlössen. Ich antwortete, daß wir Schriftsteller seien und von dieser Sache keine Ahnung hätten, daß wir es gerne täten, aber... (...) Es geht doch ganz klar um eins: Bei uns, und nur bei uns, schlägt der Puls des Kulturlebens, von wahrhaft aufklärerischer Arbeit. Alle Klubs existieren doch nur auf dem Papier, aber in diesem Haus auf der Morskaja kocht schöpferische große Arbeit. Natürlich, vernichten muß man uns.“

Am 16. Mai 1921 besuchte Kornej Tschukowski den Volkskomissar für Bildungswesen, Lunatscharski, im Kreml. Dieser versprach, das Disk in Schutz zu nehmen. Aber die Realität entert grausam die Arche: In der Nacht zum dritten August wird Nikolai Gumiljow im Disk verhaftet. Man verdächtigt ihn der Teilnahme an einer antisowjetischen Verschwörung. Am siebten August stirbt Alexander Blok. Er, der einst aufrief: „Mit ganzem Herzen – hört die Revolution!“ und das als probolschewistisch interpretierte Poem „Die Zwölf“ geschrieben hatte – er war, enttäuscht und müde, immer stiller geworden und nun ganz verstummt. Am 24. August hängt an den Straßenecken von Petersburg eine Bekanntmachung: „Alle erschossen. Uchtomski, und Gumiljow, und Lasarewski und, natürlich, Tagantsew – zweiundsechzig Personen“, erinnert sich Nina Berberowa. Zum Neujahr 1921/22 wird noch einmal ein pompöser Maskenball veranstaltet: „Die Szenerie mutet gespenstisch an: In den Sälen drängt sich ,ganz Petersburg‘ zum ,letzten Ball des alten Petrograd‘, zum ,Schwanengesang auf das Disk‘“ (Karl Schlögel). 1922 stellt der Staat die finanzielle Unterstützung für die verschiedenen Kulturhäuser ein. Um Geld zu verdienen, werden u.a. Auktionen veranstaltet. Dies führt zum Vorwurf, den „Auftrag“, die Ausbildung der Künstler, nicht mehr zu erfüllen. Im Disk wird sogar ein Varieté eröffnet, das sich – ganz dem Geist der Zeit entsprechend – „Sturmböe“ nennt.

Während die Auflösung des „Hauses der Literaten“ dokumentarisch genau belegt ist, waren im Historischen Archiv von Sankt Petersburg keine Unterlagen über die offizielle Schließung des Disk zu finden. Am 19. Dezember 1922 tritt Lew Lunc dort noch mit seinem provokativen Aufruf „Nach Westen!“ auf, am 15. Januar 1923 schickt die Petrograder Verwaltung der wissenschaftlichen Einrichtungen bereits einen Brief an die „Liquidationskommission des Hauses der Künste“, mit der Bitte, ihr die Mitgliederlisten des Disk von 1920/21 und 22 zuzusenden.

Lunc schreibt am 24. Januar an seine Eltern in Hamburg: „Hier bricht alles zusammen. Das Disk und das ,Haus der Literaten‘ haben mit Gottes Hilfe zugemacht. Man will uns alle aus dem Wohnheim aussiedeln. Schade.“ Das „Kulturnest“ wird sofort nach der Schließung in eine Schule für Parteigeschichte und Politökonomie umgewandelt.

Ausblick

Seitdem sind 70 Jahre vergangen. Die seit 1937 in der Jelisejewschen Wohnung beherbergte „Universität des Marxismus-Leninismus“ hat sich rechtzeitig (1990) in ein „Zentrum für schöpferische und geschäftliche Zusammenarbeit“ verwandelt, ohne den Direktor zu wechseln, versteht sich. Womit sich dieses Zentrum beschäftigt, weiß keiner so genau. Auf den Fluren und Gängen hat sich eine Unzahl an Kleinstbüros und Miniunternehmen zur Untermiete angesiedelt. Es wird vermutet, daß diese hohe Mieten an das Zentrum zahlen, das wiederum den lächerlichen Pachtzins von 3.500 Rubeln im Monat an die Stadt abführt. Zu beweisen ist indessen bisher so gut wie nichts.

Das einst so provokative ruhelose Haus – nach langer Pause hat es wieder seinen Skandal! Im neuen St. Petersburg wollen viele dort wieder ein Kulturzentrum einrichten, eine Anknüpfung an alte Disk-Zeiten. Doch vorerst sitzt das „Zentrum“, gedeckt durch lupenreine Pachtverträge, in der ehemals Jelisejewschen Wohnung und läßt sich nicht vertreiben.

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