: Das Konzept Bleiwüste als Oppositionsgeste
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C - Die Zeitschrift für den Rest feiert am 26. 5. mit Atari Teenage Riot ihre zehnte Ausgabe in der Markthalle. Der Mitarbeiter Günther Jacob über Festival und Fanzine
taz: Wie definiert sich „der Rest“, für den diese Zeitschrift sein soll?
Günther Jacob: Ursprünglich ist das entstanden aus autonomen Zusammenhängen, der Hamburger Antifa usw. Als die „Wiedervereinigung“ Deutschlands stattfand, gab es da eine Spaltung, nach der eine Minderheit gesagt hat: Man muß jetzt was gegen den Nationalismus tun. Die anderen hatten dazu zumindest nichts Kritisches zu sagen. Darum haben wir diese „Zeitschrift für den Rest“ gegründet. Das ist jetzt schon lange her. Heute wirkt das, denke ich, eher im allgemeineren Sinne: für jene, die noch ein bißchen kritisch sind, die noch ein bißchen nachdenken. Wir haben schon Witze gemacht: Wie groß wird denn dieser Rest, wenn die Zeitschrift eine zehntausender Auflage hat. Aber sie wäre ja dann trotzdem noch für „den Rest“. Ab einer Million ist das natürlich nicht mehr überzeugend. Die Zeitschrift hat aber jetzt gerade Mal eine Auflage von 2500 mit steigender Tendenz. Aus irgendwelchen Gründen gefällt sie vielen Leuten.
Welche Veränderungen hat es in der bis jetzt vierjährigen Geschichte gegeben?
Am Anfang hatte das Heft das Konzept „Bleiwüste“. Ganz bewußt, um allen vor den Kopf zu stoßen, die sagen: Wir wollen nichts mehr lesen. Wir hatten da auch bis zu vierzigseitige Artikel. Das alles war eine Oppositionsgeste.
Es sind ja seit den Anfängen aber immer noch neue Leute dazugekommen, zum Beispiel auch fünf Fotografinnen. Dadurch ist die Sache mit den Bildern entstanden. In jedem Heft haben wir jetzt auch eine Bildreportage. Da kamen wir dann auf die Idee, die Zeitschrift richtig schön zu manchen.
Über die Jahre hat sich das Heft auch personell verändert. Es ist ein bunter Haufen, vor allen Dingen auch Leute, die unterschiedlich alt sind und unterschiedliche politische Biographien haben. 17 Grad ist keine Kampfgruppe, sondern eine Zeitungsredaktion mit unterschiedlichen Vorstellungen. Bei uns gilt das Konzept „antinational“.
Zielt der Titel des Festivals, „From Substream to Mainculture“, auf die Schwierigkeit, Subkultur und Mainstream zu trennen?
Wir gehen heute davon aus, daß dieser Gegensatz Subkultur contra Mainstream ein kulturindustriell produzierter Gegensatz ist. Die Kulturindustrie hat ein Interesse daran, diesen Gegensatz aufrechtzuerhalten. Es gibt eben keine Kulturszene mehr, die in totaler Opposition zum Mainstream steht wie die klassische Boheme. Wenn es da nicht Leute gäbe, die sagen „Wir sind die Subkultur“, dann würde die Kulturindustrie sie erfinden.
Ist bei der Auswahl der Künstler, die dort auftreten sollen, nicht die Gefahr eines Potpourri gegeben, eine Art „Best of Subculture“?
Es wurde diskutiert, so etwas wie eine Zeitreise zu machen. Es kommt sicherlich auf die Reihenfolge an, aber es ist nicht auszuschließen, daß es so wirkt. Wir wollten eigentlich einen Clash machen, also beispielweise Punk auf Hip Hop treffen lassen. Jede Band zieht ja auch ihr eigenes Publikum. Ab 18. 30 Uhr wird übrigens Eckhard John aus seinem Buch Musikbolschewismus. Die Politisierung der Musik in Deutschland 1918- 1938 lesen.
Fragen: Jan-Christoph Wolter
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