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Archiv-Artikel

Das Implantat

Odyssee zum Heil

Ich war beim Zahnarzt. Der Zahn mit der Wurzelfüllung ist nicht mehr zu retten und muss nun endgültig raus. Der Arzt schlug ein Implantat statt einer Brücke vor, da die angrenzenden Zähne noch in Ordnung seien. Ist natürlich auch eine Kostenfrage, sagte er. Außerdem empfahl er mir eine Physiotherapeutin in Charlottenburg, um eine leichte Kieferfehlstellung auszugleichen. Ich fuhr also von Prenzlauer Berg nach Charlottenburg.

Zwölf Termine legte sie mir nahe, schlug mir aber außerdem den Besuch einer Heilpraktikerin in Mitte vor, weil meine Kieferspannung auch von Nahrungsmittelallergien herrühren könne. Ich besuchte also die Heilpraktikerin. Sie war sehr nett, versprach, sich um meine Allergien zu kümmern, gab aber zu bedenken, dass so Spannungen auch stressbedingt sein könnten. Glücklicherweise wusste sie einen Lehrer für autogenes Training in Kreuzberg, der wirklich sehr gut sei. Ich fuhr hin. Er entpuppte sich allein schon durch seinen schläfrigen Anblick als Balsam für meine Nerven. Allerdings hatte er einen Bekannten, der Wirbelsäulentherapie nach Dorn-Breuss anbot und eine schiefe Wirbelsäule als alleinigen Grund für Kieferspannungen ansah. Ich besuchte ihn in Treptow.

Er drückte mit Tennisbällen an meinen Wirbeln herum und meinte, letztlich läge alles daran, dass mein linkes Bein länger als das rechte sei, und ich solle doch zu einem Orthopäden gehen. Der wohnte wiederum in Mitte und verschrieb mir Einlagen. Durch die viele Herumfahrerei bin ich nun in letzter Zeit gar nicht mehr zum Arbeiten gekommen. Die Tastatur meines Laptops ist schon millimeterdick mit Staub belegt. Ich frage mich langsam, wie ich die 3.000 Euro für ein Implantat aufbringen soll.

SANDRA NIERMEYER