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Das Handy für die KleinenKinderquatsch mit der Quatsche

Am Handy führt kein Weg vorbei. Doch Experten raten: Prepaid, wenig Schnickschnack und erst ab einem bestimmten Alter.

Kinder und Jugendliche geben jährlich weit über zwei Milliarden Euro für ihre Handys aus. Bild: dpa

Wozu brauchen Kinder Handys? Eigentlich für den berühmten Notfall, also zur Stärkung der gefühlten Sicherheit von Eltern und Kindern. Doch der wahre Grund ist: Weil alle eins haben. Und da niemand sein Kind zum Außenseiter machen will und der Umgang mit Technik zum Leben gehört, müssen sich selbst skeptische Eltern irgendwann mit der Frage befassen: Welches Handy braucht mein Kind?

Da sind sich Experten einig: "Handys für Kinder sollten möglichst einfach sein, am besten soll man damit nur telefonieren und simsen können", sagt Karin Itzen von der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Auf keinen Fall sollte es über einen Internetzugang verfügen, dadurch könnten hohe Kosten entstehen, "und dann landet so mancher Jugendlicher bei uns in der Schuldnerberatung". Auch Foto- und Videofunktionen sind nach Itzens Ansicht überflüssig.

Vertrag oder Prepaid? Auch hier ist das Votum von Verbraucherschützern eindeutig. "Aus pädagogischen Gründen ist eine Prepaidkarte zu empfehlen", sagt Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die Gebühren für diese Variante können zwar etwas höher sein, "aber so lernen die Kinder wie beim Taschengeld, dass irgendwann das Budget aufgebraucht ist". Empfehlenswert ist außerdem, auf Kinderhandys die sogenannten Mehrwertdienste sperren zu lassen. Damit verhindern Eltern, dass ihre Kinder mit einer einfachen Kurznachricht teure Abonnements für Klingeltöne oder Bildchen abschließen. Zwar sind solche Abos durch die Erziehungsberechtigten leicht kündbar, aber man erspart sich Ärger, wenn es sie gar nicht erst gibt.

Bild: taz

Den ganzen Text lesen Sie in der sonntaz vom 22./23.8.09 - ab Sonnabend zusammen mit der taz am Kiosk.

Neben Kosten sollten Eltern auch die Belastung der Kinder durch die Handystrahlung bedenken "Es gibt zu wenige Untersuchungen der Auswirkungen von Handystrahlen auf Kinder", sagt Anne Dehos, Strahlenexpertin beim Bundesamt für Strahlenschutz. Deshalb könne man nicht sagen, ob Handystrahlen für Kinder unbedenklich seien. "Wir sehen da noch Unsicherheiten." Ihre Empfehlung: Eltern sollten ihren Kindern möglichst spät ein Handy kaufen. Und: Das Gerät sollte einen niedrigen Strahlenwert (SAR) haben.

Verbraucherschützerin Itzen empfielt, Kindern so spät wie möglich ein Handy zu schenken. Zwölf sei ein gutes Alter. "Eltern sollten mit ihren Kindern lieber das persönliche Gespräch suchen und klare Absprachen treffen." Dann wisse man auch, wo sich der Nachwuchs aufhalte.

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10 Kommentare

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  • L
    Ludde

    Ich glaube eher das unsere Leistungsgesellschaft an dieser Misere schuld ist.

    Der soziale Druck auf unsere Kinder ist m.E. zu groß und durch die Politik wird das auch noch unterstützt.

     

    Aber leider haben wir alle (auch ich) die sorglose aufwachszeit unserer Kinder verbaut.

     

    Nun haben wir das Dilemma.

    "Immer besser, höher weiter und schneller".

    Das Handy ist nur ein ganz kleines Nebenprodukt dieser erschreckenden Entwicklung.

     

    LG

    Ludde

  • J
    John

    @Max S:

    Aber gerade dann geht der wichtige Lerneffekt für die Kinder verloren, wie sie mit den Kosten umzugehen haben. Wie Itzen schon sagt, merken Kinder bei Prepaid, dass das Geld irgendwann leer ist und verbessern die Fähigkeit es sich einzuteilen.

  • H
    heinz

    motofone f3 von motorola:

    kann wirklich nix ausser telefonieren, kostet 15-20 euro, sar wert 0,47

  • A
    anke

    Seltsam! Da machen sich die Eltern unheimlich viele Gedanken um die angeblich krank machende Strahlung, denen ihre mobil telefonierenden Kinder ausgesetzt sind, aber die fortgesetzte Nötigung der lieben Kleinen von Seiten der diversen Telefon-"Anbieter" beunruhigt sie nicht im geringsten. Taz-Leser HandyExperete empfiehlt denn auch (vermutlich zwecks Vermeidung ärgerlich-fruchtloser Debatten) dem Kind zu kaufen was es zu wollen meint, und Max S. ergänzt noch um die dazugehörige Flatrate. Dass es Zeiten gab, in denen die Kind-Eltern-Kommunikation ganz ohne Handy funktioniert hat, ist offenbar nicht nur lange her, sondern auch kaum noch vorstellbar. Fortschritt, schließlich, muss sein, wenn man einen persönlichen Wert haben will in dieser Gesellschaft. Wie das war, damals, als noch Auge in Auge geredet werden musste? Schlimm. Ganz schlimm. Grauenvoll geradezu. Nun ja. Vielleicht ist die aggressive Werbung der Produzenten nicht weniger schädlich fürs Gehirn als die gemeine Mikrowelle. Fürs elterliche Gehirn, wohlgemerkt. Und erst über diesen Umweg auch für das des Kindes.

  • S
    sars-expertin

    Mein Kind bekommt kein Handy. Wegen der Strahlung.

    Kaum ein Kind darf noch ohne Helm aus dem Haus gehen und andererseits lasst ihr ihnen das handy ans ohr, wie krank ist das

  • P
    Pat

    Kaum können sie brabbeln, müssen sie schon drauflosplappern. Hört man den Jugendlichen zufällig bei ihrem sinnentleerten Gequatsche zu, möchte man am liebsten keine Kinder mehr haben. Mein Güte, Eltern die Angst haben ihre Kinder könnten als Ausenseiter dastehen, weil sie kein Handy haben, tun mir leid. Aber noch mehr leid tun mir die Kinder, welche solche rückratlosen Eltern haben. Am besten noch die Pille mit 12 Jahren, damit man(Frau)auch ja nicht als Ausenseiter dasteht. Lieber in der Masse mitschwimmen als gegen den Strom. Und je früher man das glaubt desto besser. Toller Artikel.

  • MS
    Max S.

    Ich würde eine Flatrate empfehlen, v.a. für SMS denn damit sind die Kosten kalkulierbar und stehen bereits im Vorhinein fest.

  • FS
    Frank Schroeder

    Danke für den Artikel. Ein Hinweis: es gibt doch nur Kinder-Handys zu kaufen! Ein Tipp, wo man Handys für Erwachsene bekommt (telefonieren, smsen, dicke Knöpfe - fertig), wäre ganz fein.

  • H
    HandyExperte

    Was für eine Expertin soll das sein, die heutzutage Handys ohne Internetzugang empfiehlt?! Von Seniorenhandys mal abgesehen, hat so ziemlich jedes Gerät inzwischen einen GPRS/UMTS Zugang. Die paar Krücken ohne, will sicher kein Kind haben...

  • TA
    Thomas Albrecht

    Nette Empfehlung, das mit dem niedrigen SAR-Wert, aber leider völlig unrealistisch: gibt es irgendein Einfachhandy, das einen SAR-Wert unter 0,4 hat?

    Offensichtlich leisten sich die Hersteller eine aufwändigere Technik nur bei deutlich teureren Geräten, aber die haben dann viel mehr Schnickschnack.

    Darauf dürfte die Verbraucherzentrale gerne mal aufmerksam machen.

    Thomas Albrecht