Das Ende der Berliner Bar 25: Der Letzte schüttet den Teich zu
Die Berliner Partyinstitution Bar 25 macht jetzt endgültig dicht. Eine letzte Ode an den derzeit besten Ort für wundersame Selbstdarsteller.
Zwei Wochen wird die Abschlussparty dauern. Am Stück. Dann soll die Bar25 in Berlin für immer schließen. Diesmal wirklich. Denn die Eigentümerin des Geländes, die Berliner Stadtreinigung (BSR), die in den letzten Jahren mit allerlei Gründen versucht hat, die Zwischenmieter loszuwerden, hat sich bei Gericht im letzten Jahr auf einen Vergleich eingelassen: Ende August, in vier Wochen also, muss das Gelände an der Spree dann aber geräumt sein. Besenrein. Und die Geschichte eines der bekanntesten Clubs ist erst mal vorbei.
Es sei denn, es passiert ein politisches Wunder. Wer schon mal dort war, kann sich kaum vorstellen, dass all die schief und liebevoll zusammengehauenen Holzbohlen abgerissen werden sollen. Dass der kleine Teich zugeschüttet, dass der Circus zusammengeschoben wird und hunderte von Bäumen gefällt werden. So einen Ort wird es nie wieder geben. Nirgendwo auf der Welt. Was 2003 mit einer kleinen Holzhütte anfing, hat sich zum aufwendigen Entertainment-Park entwickelt. Bar, Tanzfläche, Restaurant, Konzertbühne, Pizzahütte, Saunabereich und auch Lebensraum wurden gezimmert.
Ein Ort, der vollkommen aus seiner städtischen Umgebung herausgelöst existiert. Der sich in jeder Saison weiter entwickelt hat, hin zum funktionierenden Betrieb inklusive Plattenlabel und zum autonomen Lebensmodell für die, die dort wohnen und arbeiten. Hier haben sich erfolgreiche Bands wie Bonaparte gegründet, hier wurden Kinder gezeugt und hier sind jetzt schon Legenden entstanden, von den nie enden wollenden Partys und den wundersamen Selbstdarstellern, deren Leben eine einzige Performance ist. Dabei hat die Bar25 immer auch polarisiert. Weil eben nicht immer alle mitspielen durften oder auch konnten und weil hinter allem dann auch immer der Ausverkauf vermutet wird.
Die Macher und ihre Mitstreiter haben viel versucht, um das kulturelle Wunderland zu erhalten, aber das Gelände im Berliner Bezirk Friedrichshain, dort wo sich Stadtplaner von der Mediaspree Großes versprechen, gehört zu den sogenannten Filetgrundstücken.
Die Pläne für ein großes Hochhaus sind fertig, nur die Krise steht seinem Bau im Weg. Einen Investor gibt es nicht. Warum der Platz so lange leer stehen soll, ist für viele unverständlich. Die BSR will wohl vor allem schnell das kontaminierte, aber nicht akut schädliche Erdreich unter der Bar sanieren, denn der Senat hat zugesagt Millionen von Euro der Kosten zu übernehmen, um Investitionshemmnisse zu beseitigen. Allerdings nur bis Ende 2009. Und auch ein glatter Betonboden verkauft sich wohl besser als ein Garten voller Technohippies.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland