Das Ding, das kommt: Auf die Kunst geschissen
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Einfach runterspülen geht nicht: Seit Marcel Duchamps Urinal-Readymade „Fountain“ bereitet das Klo der Kunst Verdauungsprobleme. Vor allem Männern: Mit einem phallischen Hammer hat Pierre Pinoncelli drauf eingeschlagen. Kendell Geers hat in Venedig reingepisst, Björn Kjelltoft in Stockholm. Brian Eno hat seinen Urin durch eine Spalte im schützenden Glaskasten laufen lassen, die chinesischen Performancekünstler Yuan Chai und Jian Jun Xi hingegen sind am Überzug aus Polymethylmethacrylat gescheitert.
Ein ganzes Genre von Klo-Kunst gibt’s heute: Toiletten werden in Kunstwerke oder Ausstellungsräume verwandelt; Kunst wird in Schulklos gehängt, um Vandalismus zu verhindern; Kunstprofessorinnen ahmen auf Flugzeugtoiletten mit Papier-Sitzüberzügen Vermeer-Gemälde nach. Oder man bietet Künstlerscheiße in Konservendosen an. Und wenn einem gar nichts einfällt, verkauft man dem Guggenheim-Museum ein 18-karätiges Goldklo, damit jeder auf die Kunst scheißen kann, wie gerade eben der italienische Künstler Maurizio Cattelan.
Ein bisschen schlauer macht’s Andreas Slominski. Der hat in Berlin vor vier Jahren ein rotes Plastikmietklo in eine Galerie gestellt, hat Toilettensitz, Kleiderhaken, Verriegelung und Toilettenpapierhalter an die Wände genagelt und das Ganze „Ecce Homo“ genannt. In den Deichtorhallen in Hamburg hat er das Projekt jetzt noch mal höher gehängt: Mehr als hundert Plastik-Toilettenhäuschen hat er in Reihen aufgestellt, an die Wand gestellt und von der Decke hängen lassen. Und deren Innereien abermals an den Wänden arrangiert.
Mehr als Wiederkäuen geht eben nicht: Mittendrin ist eine der Fallen versteckt, mit denen er in den 1980ern bekannt wurde. Eine Mäusefalle mit Speck drin: Wer da anbeißt hat wieder ein Verdauungsproblem. MATT
„Andreas Slominski. Das Ü des Türhüters“: Sa, 14. Mai, bis So, 21. August, Hamburg, Deichtorhallen/Haus für aktuelle Kunst
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