Das Ding, das kommt: Aufgeweichte Ordnung
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Schulklopapier ist nicht nur grau, sondern auch eine ziemlich kratzige Angelegenheit. Auch wenn man mehrere Lagen aufeinander legt, wird es einfach nicht weicher. Zum Abwischen taugt das Megarecyclingpapier wenig. Aber Schüler können das – im wahrsten Sinne des Wortes – verschmerzen.
Denn man kann mit den Rollen auch ganz andere Dinge anstellen und sie in eine anarchische Waffe gegen die starren Strukturen der Institution Schule verwandeln. Just an dem Ort, an dem Schüler doch lernen sollen, das drängende Triebleben in geordneten Bahnen und bitteschön zwischen zwei Unterrichtsstunden auszuleben, bricht sich die jugendliche Devianz Bahn, wird das stille Örtchen zur – allen überwachenden Blicken entzogenen – Bühne des Aufbegehrens.
Mit dem Klopapier lassen sich Mitschüler als Mumien verkleiden, mit ein bisschen Wasser lassen sich daraus kleine harte Wurfkügelchen für den Unfug im Klassenraum formen. Und – in die falschen Löcher gesteckt – lässt sich damit die große Überschwemmung herbeiführen.
Jede, die einmal eine Schule besucht hat, hat derlei erlebt. In Wittmund versucht die Alexander-von-Humboldt-Schule jetzt solchen Vandalismus zu unterbinden: Auf dem Schulko gibt es dort kein Papier mehr, die Schüler bekommen es stattdessen vom Lehrer zugeteilt. Der trägt die Klogänger zusätzlich in eine Liste ein. „Wir versuchen, mehr Kontrolle in die Sache zu kriegen“, sagt Ralf Klöker, der Sprecher der Kreisverwaltung Wittmund.
Das findet der Abiturjahrgang der kooperativen Gesamtschule scheiße. Und beschwert sich über die neuen Maßnahmen in der Lokalzeitung Anzeiger für Harlingerland. Denn für Schüler sei es demütigend, den Lehrer vor der Klasse um Klopapier zu bitten, jüngere Mitschüler trauten sich kaum mehr auf die Toilette.
Die Schule habe auf die Kritik reagiert, sagt Klöker. Die Regelung sei schon etwas „aufgeweicht“ worden. rea/matt
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