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Das Ding, das kommtÖffentlicher Filz à la Soltau

Fett und Filz: Genau, Filz ist nicht nur Kinderspielzeug, sondern auch höchst ehrbares Kunstmaterial, wie uns spätestens Joseph Beuys vermittelte, als er seine berühmten „Fett und Filz“-Installationen schuf.

Anderseits steckte da durchaus auch Pragmatismus drin, behauptete Beuys doch, das ungeordnete, aber nur schwer zu trennende Fasergut habe ihn während des Zweiten Weltkriegs vor dem Tod durch Erfrieren gerettet. Womit wir zum eigentlichen Nutzen des kompakten textilen Flächengebildes kämen: Isolationsfähigkeit, Feuchtigkeitsresistenz, kaum Brennbarkeit.

Davon wissen die Menschen schon lange: Schon vor Tausenden Jahren haben sie Filz gefertigt, indem sie die winzigen Widerhaken von Schafswolle mit speziellen Nadeln oder in Wasser so verpressten, dass sich Mützen, Schuhe, sogar Jurten daraus machen ließen. Die wichtigsten Filzfunde stammen, wohlkonserviert, aus Gräbern, die die Skythen im 5. Jahrhundert v. Chr. im mongolischen Altai-Gebirge anlegten – den Kurganen.

All das kann kann man nicht nur nachlesen, sondern auch miterleben in der „Felto – Filzwelt Soltau“, die jetzt eröffnet hat. Dort residiert nämlich seit 1847 die filzende Firma Gebr. Röders AG. Inzwischen stehen Räume leer, weshalb sie 2000 einen Vertrag mit der Stadt schloss, der die Nutzung von Teilen des Fabrikhofs als Museum vorsah. Getragen wird die „Filzwelt“ von der gemeinnützigen Stiftung Spiel, die auch das Soltauer Spielmuseum betreibt.

Auf der Homepage wird der „Filzwelt“-Deal als „Brücke zwischen Kultur und Wirtschaft“ gepriesen, als „offene Public-Private-Partnership“ gar. Das ist jene Konstruktion, die einst als Wirtschaftsförderung gedacht war, aber – wie bei Hamburgs Elbphilharmonie – den Großteil der Kosten der öffentlichen Hand aufbürdete. Sollte auch die „Filzwelt“ durch lokalpolitischen Filz entstanden sein?

Wie auch immer, die „Filzwelt“ müht sich redlich, auf fünf Stockwerken Filz zum Angucken, Selbermachen und Kaufen zu bieten. Hat der Besucher das überstanden, soll er auf den 23,80 Meter hohen Aussichts­turm steigen und die weltberühmte Skyline von Soltau bewundern.

Wie viel das Ganze gekostet hat? Nun, zunächst errechnete man 5,8 Millionen Euro. Nach dem Protest des Stadtkämmerers wurden daraus 4,9 Millionen. Das Geld stammt von der EU, dem Land Niedersachsen, der Metropolregion Hamburg, der Bundesumweltstiftung, der Kreissparkasse sowie von der Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe Soltau. Von Investitionen der Firma Gebr. Röders AG ist nirgends die Rede. PS

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