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Das Augenfest

Karaoke und Feuerschlucken, Stierkämpfe und Gummistiefel-Weitwurf: Facetten fremder Kulturen in Hamburg  ■ Von Kay Dohnke

„Wo sind Sie bloß dieses Jahr überall gewesen?“, wurde die Hamburger Fotografin Gesche Cordes im Winter des vergangenen Jahres von ihrer Fotolaborantin gefragt, als sie immer wieder Abzüge exotischer, farbenprächtiger Bilder in Auftrag gab. Die überraschende Antwort der Fotografin lautete: nur in Hamburg.

Wo und wieso es hier an der Elbe Dinge zu sehen gibt, die an ferne Länder denken lassen, verrät ein Blick in das Buch, das Gesche Cordes gemeinsam mit der Autorin Ariane Gottberg verfasst hat. Der Titel: Feste der Welt in Hamburg. Ein Jahr lang haben die beiden für ihr Werk recherchiert. Bei mehr als 50 nationalen, ethnischen oder religiösen Gruppen waren die beiden zu Gast und haben an Neujahrs- und Karnevalsfeiern, Ernte-, Sommer-, Wasser- und Lichtfesten teilgenommen.

Sie zeigen die große Welt im Kleinen: Sei es nun Karaoke und Feuerspucken, das Segnen eines Flusses, ein Stierkampf oder ein Gummistiefel-Weitwurf – alles das findet nicht nur in Korea oder Griechenland, Portugal oder England statt, sondern auch hier in Hamburg. Allerdings prägt das bunte Treiben nur selten – im Fall von Prozessionen oder Umzügen – das Stadtbild, sondern muss selbst entdeckt werden. Wer weiß schon, wer Durga Pura feiert? Oder was es mit Loy Krathong auf sich hat und wann die Kurden ihr Neujahrsfest begehen?

Das Buch „Feste der Welt in Hamburg“ klärt all diese Fragen und öffnet Blicke ins Verborgene. Es deckt auf, was für bestimmte Bevölkerungsgruppen mitunter Höhepunkt des Jahres, aber für die Mehrheit der Hamburger weitgehend unbekannt ist. Ariane Gottberg erzählt von Anlass und Verlauf des jeweiligen Festes, erläutert Hintergründe, Rituale, Gebräuche, während Gesche Codes fotografisch Atmosphäre, Exotik und die Faszination für dieFeiern lebendig werden lässt. Ihre Bilder könnten tatsächlich aus fernen Winkel der Erde stammen; sie zeigen das breite Spektrum zwischen Improvisation und großartiger Inszenierung der Feste und vermitteln die Begeisterung der Beteiligten. Nie ist die Fotografin nur neutrale Beobachterin, sondern immer unmittelbar mit dem Geschehen verbunden.

„Feste der Welt in Hamburg“ ist ein anschaulicher Bilderbogen, ein erzähltes Handbuch der kulturellen Vielfalt an Elbe und Alster. Und wer die Feiern selbst kennenlernen möchte, findet im Buch dazu alle nötigen Adressen und Informationen.

Die Fotos des Bandes werden ab Montag, 6. August, bis zum 31. August im Rathaus Altona montags bis freitags und im Kundenzentrum Altona, Ottenser Marktplatz 10, montags bis donnerstags, von 8 bis 16 Uhr, ausgestellt.

A.Gottberg/G. Cordes: Feste der Welt in Hamburg. Hamburg: Verlag Die Hanse. 128 S. m. vielen Farbfotos, 39,80 DM.

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