Darfur: Paris schickt meisten Blauhelme
Frankreich will die UNO in Sudan und Tschad stärken. Andere europäische Länder sollen sich beteiligen.
GOMA taz Französische Soldaten und Polizisten könnten demnächst als UN-Blauhelme in Sudans Kriegsregion Darfur und dem Nachbarland Tschad Dienst tun. Das ist das überraschendste Ergebnis der internationalen Darfur-Konferenz in Paris am Montag, die ansonsten wenig gebracht hat. Frankreich werde "wahrscheinlich" das größte Kontingent in der geplanten 19.000 Mann starken "hybriden" Mission von UNO und Afrikanischer Union (AU) in Darfur stellen, sagte der französische Verteidigungsminister Hervé Morin im Anschluss an die Beratungen.
Außenminister Bernard Kouchner, auf dessen Initiative die Konferenz einberufen worden war, sagte, Polizisten und Gendarmen aus Frankreich sollten im Osten Tschads als Teil einer UN-Truppe stationiert werden. "Wir haben mit unseren Freunden beschlossen, den Tschadern im Tschad zu helfen", sagte er; ein UN-Mandat für diese Mission, an der auch andere europäische Länder teilnehmen sollen, werde gesucht.
Es wäre das erste Mal, dass Frankreich in Afrika im Rahmen einer UN-Mission militärisch tätig wird. Bisher agierten französische Militärs in Afrika immer im Alleingang oder als Teil von EU-Missionen. Die 1.000 französischen Soldaten im Tschad, die die Regierung gegen Rebellen verteidigen, wären von der geplanten UN-Mission nicht betroffen, denn diese soll Vertriebenenlager im Osten Tschads schützen und ein Übergreifen des Konflikts verhindern.
Ob die für Darfur anvisierten Blauhelme je ankommen, hängt davon ab, ob Sudans Regierung sie ins Land lässt. Khartum hat der UN-AU-Truppe zwar zugestimmt, will sie aber nicht unter UN-Kommando im Land haben. Auch die Pariser Konferenz brachte in dieser Frage offenbar keinen Durchbruch, zumal weder Sudans Regierung noch die AU da waren. Der Erfolg der Konferenz werde daran gemessen werden müssen, ob die internationale Gemeinschaft jetzt mit einer Stimme gegenüber Sudans Regierung auf der Stationierung der UN-AU-Truppen beharre, sagte US-Außenministerin Condoleezza Rice. Der UN-Sonderbeauftragte für Sudan, Jan Eliasson, sagte, die Konferenz sei sich einig gewesen, dass die internationale Gemeinschaft in Zukunft "konvergent" auftreten müsse und die "lange Periode zuweilen widersprüchlicher Initiativen" von außen zu Ende gehen solle.
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