Standbild: Dank- und dehnbar
„Bei aller Liebe“, Mi., 18.55 Uhr, ARD
Als Maria Schell wie eine unablässig alkoholisiert wirkende, bayrisch lallende (und schließlich tragisch verendete) Mutti durch die Familienserie „Die glückliche Familie“ delirierte (deren Titel wohl nur zynisch gemeint sein konnte), schrieben wir die tiefsten Achtziger. Den Papi, der nach Amerika gehen sollte und lieber doch in Bayern blieb, spielte Siegfried Rauch, und Serientochter Susanna Wellenbrink hat vor Jahren durch die aufwendig angekündigte (und dann doch geplatzte) Live-Geburt ihres Kindes im Internet anderweitig von sich reden gemacht. Und so mutet es schon etwas komisch an, wenn sich die ARD brüstet, ihre neue Vorabendserie, die den ähnlich zweideutigen Titel „Bei aller Liebe“ trägt, als legitimen Nachfolger jenes Formats auftreten zu lassen.
Statt dass endlich die stinknormale kleinbürgerliche Kernfamilie fürs Fernsehen entdeckt würde, haben routinierte Schreiber nur mal wieder ein 13-teiliges Drehbuch um jenen dank- und dehnbaren Stoff der progressiv denkenden, erweiterten Familie mit Ärztin als Mutti, aktuellem und Ex-Mann, etlichen Kindern und Kegeln und Siegfried Rauch (heuer zum Oppa aufgestiegen) gestrickt, und alle wohnen (mehr oder minder) in einem schönen großen Haus mit A-Klassen und Porsches und dem Starnberger See vor der Tür. Ob das „Patchwork“-Prinzip dieses „Familieneintopfs“ (ARD-Eigenwerbung) noch irgendwas mit dem real existierenden deutschen Familienalltag zu tun hat – egal: Vom x-beliebigen Durcheinander fühlten sich am Mittwoch spontan gut drei Millionen Zuschauer angesprochen.
Die Serie ist eben einfach gut. Und die ARD hat’s schon vorher gewusst. Pre-Tests nämlich hatten ergeben: „Mit 75 Prozent liegt der Success-Score-Wert weit über dem Vergleichsdurchschnitt der bisher getesteten Familien und Young-and-fun-Serien (Durchschnitt 63 Prozent). Damit erzielt ‚Bei aller Liebe‘ den bisherigen Bestwert aller mit dem EST abgeprüften ARD-Serien.“ Das ist doch wohl eindeutig. Monie Schmalz
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