Dalai Lama zu Besuch in Taiwan: Trauerdiplomatie um Taifunopfer
Die chinesische Regierung in Peking protestiert erwartungsgemäß gegen den Besuch des Dalai Lama in Taiwan, reagiert ansonsten aber recht pragmatisch.
BERLIN taz | Der Dalai Lama hat am Montag seinen von Peking kritisierten Besuch bei Taifunopfern im Süden Taiwans als "humanitär" und als "nicht politisch" verteidigt. Der Führer des tibetischen Buddhismus war von der nach Unabhängigkeit strebenden taiwanischen Opposition auf die Insel eingeladen worden, um Überlebenden des Taifuns "Morakot" Trost zu spenden. Der hatte im August rund 700 Taiwaner getötet. Weil Präsident Ma Ying-jeous Regierung bei der Katastrophenbekämpfung schlecht aussah, wagte der Peking-freundliche Ma nicht, den erst dritten Taiwanbesuch des Dalai Lama zu blockieren. Er erklärte aber mit Blick auf Peking, den Tibeter nicht zu treffen.
China wirft dem im Exil lebenden spirituellen Oberhaupt der Tibeter vor, der auch die Exilgemeinde führt, die Unabhängigkeit Tibets anzustreben. Tibet gehört rechtlich zu China. Peking reagiert auch sensibel auf Zeichen in Taiwan, die als Förderung dortiger Unabhängigkeitsbestrebungen interpretiert werden könnten. Nach Taiwan waren 1949 die in Chinas Bürgerkrieg unterlegenen Nationalisten geflohen, was zur De-facto-, jedoch nicht völkerrechtlichen Abspaltung der Insel führte.
Während Peking die Wiedervereinigung anstrebt, waren zuletzt in Taiwan bis 2008 Unabhängigkeitsbefürworter an der Macht. Seit dem Amtsantritt von Ma hat sich das Verhältnis zwischen Peking und Taipeh wieder verbessert. Peking verurteilte den Besuch des Dalai Lama in Taiwan, reagierte ansonsten jedoch verhalten.
So sagte China nicht die am Montag aufgenommenen ersten regulären Linienflügen nach Taiwan ab, sondern nur entsprechende Feiern. Die waren in Taiwan schon wegen der Taifunopfer abgesagt worden. Peking vermeidet Druck auf Ma, um Unabhängigkeitskräfte nichts zu stärken. Der Dalai Lama forderte unterdessen die Taiwaner auf, ihre Demokratie zu verteidigen.
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