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■ DaimlerChrysler macht ein Jahr nach der Fusion RekordgewinneDie Fusionswelle rollt weiter

Die erste gemeinsame Bilanz von DaimlerChrysler wartet mit Rekordzahlen auf. Der Umsatz des drittgrößten Autokonzerns der Welt ist im vergangenen Jahr um zwölf Prozent auf 154 Milliarden US-Dollar gestiegen. Damit haben die weltweit 434.000 Mitarbeiter von DaimlerChrysler mehr erwirtschaftet als 38 Millionen Polen für das Bruttosozialprodukt ihres Landes. Der Gewinn vor Steuern kann sich mit 9,5 Milliarden Dollar ebenfalls sehen lassen. Das ist mehr als Sierra Leone in einem Jahr erwirtschaftet.

Zugegeben: Diese Zahlen zu vergleichen, das ist wie Äpfel mit Birnen gleichzusetzen. Aber es verdeutlicht die Wirtschaftsmacht eines Megakonzerns. Den Vorstandsvorsitzenden von Daimler und Chrysler ist im vergangenen Jahr immerhin die bislang spektakulärste Fusion im weltweiten Spiel um Gewinn, Rendite und Herrschaft gelungen. Sie wird nicht die letzte bleiben. Volkswagen mußte vor zwei Tagen zerknirscht einräumen, daß die Gewinnerwartungen für das laufende Jahr nicht gut sind. VW bekommt die Folgen der Krise in Asien und Lateinamerika zu spüren. Mehrere Banken und Brokerhäuser stuften die Aktie von VW daraufhin sofort zurück, was sich in starken Verlusten an der Börse niederschlug. Das ist nicht nur schlecht für das Image. Es verstärkt auch den Druck auf den Vorstand, sich vor Fusionsangeboten zu schützen und gleichzeitig sich selbst nach möglichen Paarungswilligen umzusehen. Da werden dann schnell die Gerüchte wieder laut, daß Volkswagen BMW gern übernehmen möchte. Und dann gibt es ja auch die angeschlagenen Autokonzerne in Japan und Südkorea, die für weltumspannende Fusionen zu haben sind.

Die weltweiten Überkapazitäten und die gleichzeitig einbrechenden Märkte werden die verbliebenen Autokonzerne in diesem Jahr zwingen, enger zusammenzurücken. Das gilt auch für die Chemie- und Pharmakonzerne, die Öl- und Metallkonzerne. Die Vorstandschefs jedes Unternehmens in diesen Branchen leiden unter den enttäuschten Wachstumsvisionen. Da in der Logik unternehmerischen Denkens aber lediglich die Adjektive größer, schneller, weiter einen konstanten Wert bilden, sind Fusionen der zwingende letzte Schritt. Kluge Menschen in den Regierungen der beteiligten Staaten und den supranationalen Weltorganisationen haben noch ein paar Monate Zeit sich zu überlegen, wie sie auf die längst rollende Fusionswelle reagieren wollen. Es ist an der Zeit, endlich konstruktiv eine Weltkartellbehörde zu planen, bevor es keine Unternehmen mehr gibt, um die sich so eine Institution kümmern könnte. Ulrike Fokken

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