piwik no script img

■ DIHT-Chef Stihl fordert die Rückkehr zur 40-Stunden-WocheStihlvolle Weihnacht

Zur Vorweihnachtszeit melden sich die Arbeitgeber gerne mit Besinnlichem zurück. So auch Hans Peter Stihl, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) in einem Zeitungsinterview. Eine Rückkehr zur 40-Stunden-Woche halte er für sehr sinnvoll, meinte Stihl, das würde Arbeitsplätze schaffen und überhaupt den Standort Deutschland attraktiver machen.

Mit seiner nicht ganz neuen Idee schaffte es Stihl immerhin bis zu den Radiofrühnachrichten. Die Empörung im Gewerkschaftslager war gewiss: 40-Stunden-Woche! Sonst noch was? „Rezept aus der Mottenkiste“, kommentierte die IG Metall den 40-Stunden-Vorschlag.

Stihl fungiert im bürgerlichen Beruf als Motorsägenhersteller und im medialen Dasein als chronische Nervensäge für Gewerkschafter. Aber das Scherzwort über den Unternehmer-Chef erstirbt nicht nur auf den Lippen, wenn man sich die stihlvollen Vorschläge der vergangenen Jahre anschaut.

Denn einiges davon ist eingetreten. So hatte Stihl vor fünf Jahren dafür plädiert, doch auf die Urlaubstage Krankentage anzurechnen. Genau so geschah es: im wieder abgeschafften Gesetz zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Und jetzt: Länger arbeiten für Deutschland! Aber diesmal liegt Stihl mit seinem Vorstoß nicht vorne, sondern gewissermaßen sogar schon hinten. Denn gegenwärtig verhandeln im Holzmann-Baukonzern die Arbeitnehmervertreter mit der Geschäftsleitung, wie um Himmels willen man in dem Pleiteunternehmen die 43-Stunden-Woche einführen könne, ohne dass es Ärger gibt. Und das nicht nur mit der IG BAU, sondern auch mit anderen mittelständischen Bauunternehmern. Und der Volkswagen-Konzern schlägt vor, 5.000 neue Jobs zu schaffen, wenn keine reguläre Wochenarbeitszeit mehr festgelegt wird.

Vorbei die Zeiten des vielgerühmten, fünf Jahre alten VW-Modells der Arbeitsumverteilung, in dem durch die Viertagewoche Stellen gesichert werden sollten. Vorbei die Zeiten, als man noch über eine politische Arbeitsumverteilung diskutierte, Motto: Weniger arbeiten, damit mehr andere arbeiten können! Bei Holzmann wird gerade das Gegenteil diskutiert. Das neue Bündnis soll in einer schlichten Kostensenkung bestehen, um damit die Preise der Konkurrenz zu unterbieten. Motto: Mehr und damit billiger arbeiten, damit andere dann wieder weniger arbeiten müssen! Stihl, übernehmen Sie!

Barbara Dribbusch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen