DIE WERBEPAUSE : Was du willst
Man kennt das ja nun schon aus der im vergangenen Jahr allgegenwärtigen „Don’t be maybe“-Marlboro-Plakatwerbung. Motto: Das Leben ist kurz, ganz oder gar nicht, keine Kompromisse, live hard, die – am besten never. In diese Kerbe schlägt auch der Clip – hier ein Still daraus – der neuen Kampagne des Bezahlsenders Sky: „Du willst es doch auch.“ Gezeigt werden Menschen, die genüsslich einen Burger verspeisen, von einer Klippe springen oder mit einem Auto durch die Einöde heizen: „Wenn du Nervenkitzel suchst, springst du nicht vom Einmeterbrett.“ Die Botschaft: Wer Hunger hat, dem reicht ein Salat nicht – wer Hunger auf Leben hat, dem eben auch nicht. Das propagiert ein Lebensgefühl entgegen dem von der HipHop-Band Fettes Brot thematisierten „Jein“-Feelings, das unser Inneres im ständigen Hin und Her zwischen Wünschen und Gewissen aufwühlt. „Jein“ sagen oder „maybe“ sein ist aber nicht mehr cool – cool ist zu wissen, was man will, auf den Bauch zu hören, nicht lange zu zögern: Intuition, und los geht’s!
Letztlich schwingt bei der Kaufaufforderung „Du willst es doch auch!“ auch Verführung mit. Ohne Gewissensbisse, nimm dir, was du willst. Das kann man anarchisch nennen – und ziemlich ichzentriert: Der Mensch hat einen freien Willen, den er auch nutzen soll. Autorität war gestern, jetzt komme ich! Paradoxerweise ist die Werbung gerade darauf aus, diesen Willen zu manipulieren – oder zumindest zu wissen „was wir eh schon alle immer wollten“. Nur, wer weiß: Vielleicht ziehen doch einige, wenn sie mal ehrlich sind, den Sprung vom Einmeterbrett dann doch den waghalsigeren Extremsportarten vor. Maybe, Sky.
MARLENE STAIB