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DIE WAHRHEITFossil und neue Federn

Gerhard Haderer hat es gut. Der Meisterzeichner aus Linz muss nur vor die Haustür gehen, schon hat er sein komisches Personal gefunden...

Die Komik in Fossilien, so Heike (1973, Berlin). Bild: Heike Drewelow

... Denn der gemeine Österreicher ist so hässlich, da braucht es kaum eine Überzeichnung. Man muss die Figuren nur in einen komischen Zusammenhang setzen und einen aktueller Bezug herstellen - und fertig ist die Karikatur.

Ganz so einfach ist es selbstverständlich nicht. Aber was die Karikatur im Innersten zusammenhält, das wollte Haderer in der vergangenen Woche achtzehn Nachwuchskräften bei der diesjährigen Sommerakademie der Caricatura in Kassel vermitteln. Und Haderer ist dafür nicht der Falsche. Gilt er doch als einer der erfolgreichsten Zeichner im deutschsprachigen Raum. Bekannt geworden ist er hierzulande mit seiner Seite im Stern, auf der er Woche für Woche die Insassen seines kotelettförmigen Heimatlandes und andere brutal unappetitliche Akteure in allerlei aktuellen Inszenierungen auftreten lässt. Meisterhaft beherrscht Haderer Licht- und Schattenfall, in die er seine Figuren taucht, um den Betrachter über sie zur Pointe zu führen. Seinem plakativen, von der Comic-Kunst und Werbung stark beeinflussten Stil ist derzeit auch eine große Werkschau anlässlich seines 60. Geburtstags in diesem Jahr im Museum für komische Kunst am Frankfurter Weckmarkt gewidmet.

Zum fünften Mal fand vom 31. Juli bis 7. August die Sommerakademie der Caricatura statt. Ziel war auch diesmal "die Aus- und Weiterbildung von jungen Talenten im Bereich der Komischen Kunst", wie es in fast amtlichem Tonfall heißt. Aber eben diese Nachwuchsförderung braucht es dringend. Denn der Mangel an guten Karikaturisten und Cartoonisten ist bei manchen Zeitungen und Zeitschriften mehr als offensichtlich.

Haderer ging den Lehrgang sehr praktisch an. So mussten die Teilnehmer bei einer Exkursion in ein Naturkundemuseum nach der Komik in Fossilien suchen und entsprechende Cartoons fertigen, was allerdings keine Anspielung auf das Verhältnis von Meister und Schülern sein sollte. Acht Tage lang konnten sich die Jungkräfte mit Stift und Feder von morgens um zehn bis nach Mitternacht austoben. Zwar nicht die dabei entstandenen Augenringe, aber doch ein paar sehr respektable Resultate dürfen heute exklusiv auf der Wahrheit-Seite besichtigt werden.

Ausgewählt haben wir (im Uhrzeigersinn) sechs Cartoons von Oliver Ottitsch (Jahrgang 1983, Wien), Heike Drewelow (1973, Berlin), Marc Seefried (1987, Kassel), Denis Metz (1978, Baltrum), Michael Linke (1987, Jena) und Michael Holtschulte (1979, Herten). Einige der Teilnehmer arbeiten bereits im Zeichengewerbe, andere studieren noch. Statt sie jetzt aber einzeln und ihre Einflüsse, Stilarten, Potenziale zu kritisieren, wollen wir es dem Leser überlassen, die Fragen zu beantworten, die sich auch jeder der Zeichner für seine Zukunft stellen muss: Ist das komisch? Kann ich damit auf dem Markt der Bilder bestehen?

Eins können wir jedenfalls auf den ersten Blick sagen: Es war ein guter Jahrgang in der Sommerakademie der Caricatura. MIR

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