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DIE WAHRHEITDie Dunkelfrau

Schwule und Lesben als Feindbild der regierungsamtlichen Rechtsauslegerin Katherina Reiche.

Die Konservativen werden gejagt, der CDU/CSU sitzt das Bundesverfassungsgericht im Nacken. Spätestens im kommenden Jahr wird Karlsruhe die Regierenden dazu verdonnern, homosexuelle Partnerschaften der Ehe gleichzustellen. Aber bis dahin wird verbal noch einmal aufgerüstet, jetzt mit einer Frau an der Spitze, Katherina Reiche.

Die brandenburgische Rechtsauslegerin und derzeitige Staatssekretärin im Bundesumweltministerium hat unlängst in der Bild-Zeitung die neuesten Parolen ausgegeben. „Unsere Zukunft liegt in der Hand der Familien, nicht in gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften“, hetzt sie vor sich hin. „Neben der Euro-Krise ist die demografische Entwicklung die größte Bedrohung des Wohlstands.“ Meint: Homosexuelle sind wert-, weil kinderlos.

Mit dieser imaginierten Bedrohung durch mangelnden Nachwuchs steht Frau Reiche in schrecklicher Tradition. Schon die Nationalsozialisten warnten vor dem Aussterben des Volkes, würde die Homosexualität um sich greifen. „Das Volk, das sehr viele Kinder hat, hat die Anwartschaft auf die Weltmacht und Weltbeherrschung“, orakelte 1937 der Reichsführer-SS, Heinrich Himmler, in einer seiner Geheimreden zur „Homosexuellenfrage“ und fuhr fort: „Ein gutrassiges Volk, das sehr wenige Kinder hat, besitzt den sicheren Schein für das Grab, für die Bedeutungslosigkeit in 50 und 100 Jahren, für das Begräbnis in 200 und 500 Jahren.“

Dieser starke Tobak, durch keinerlei Zahlen und Analysen rational zu belegen, beeindruckte die nachfolgenden Generationen. So meldete sich mit ähnlichem Zungenschlag im Jahr 2000 ein anderer Homohasser zu Wort, Johannes Dyba, der damalige Erzbischof von Fulda. „Die besondere Förderung von Ehe und Familie hat unsere Verfassung natürlich nicht ohne Grund vorgesehen, sondern weil von gesunden und glücklichen Familien unser aller Zukunft abhängt“, führte er im Spiegel gegen die geplante Homo-Ehe ins Feld. „Wenn der Nachwuchs ausbleibt und keine starke neue Generation mehr heranreift, dann sind all die Milliardeninvestitionen für wissenschaftliche und technische Zukunftsprojekte in den Sand gesetzt.“

Wer glaubt, Katherina Reiche stehe heute mit ihrem Unsinn alleine da, der liegt falsch. Nicht nur der Irre von Bild, Kolumnist Franz Josef Wagner, springt ihr bei und lässt uns wissen, warum er sich nicht wohl fühle bei dem Gedanken, homo- und heterosexuelle Ehen würden gleichgestellt, denn: „Homosexuelle kriegen biologisch keine Kinder.“ Und lobt dann doch – so viel Borderline muss sein – Deutschland dafür, dass es Homosexuelle nicht mehr ins Gefängnis steckt. Die intellektuelle Variante von derlei schlichten Gedankengängen liefert FAZ-Herausgeber Berthold Kohler. Nur Richtiges habe Frau Reiche gesagt, schließlich tue sie nichts anderes, als die „gesellschaftliche Lebenswirklichkeit“ anzuerkennen.

Die blanke Wut hat Deutschlands Lesben und Schwule gepackt über diese tiefsitzende Verachtung à la Reiche, die spontan eingerichtete Facebook-Seite „Keine Zukunft mit Katherina Reiche“ zählt inzwischen knapp 9.000 Anhänger. Durch diese massive Ablehnung lässt sich die CDU-Politikerin jedoch nicht beirren, beschwert sich gar via Bild: „Diejenigen, die am lautesten nach Toleranz rufen, besitzen selbst offenbar am wenigsten davon.“ Mit dieser perfiden Retourkutsche wurde schon immer versucht, Minderheiten in ihre Schranken zu weisen. Doch nicht genug, in der Folge belebt Reiche abermals eine alte, schon von den Nazis gebrauchte, Vorurteilsfigur neu.

Sie vermute, so erzählt sie der FAZ, „eine gut vernetzte, sich radikalisierende Gruppe“ hinter der Aktion im Internet. Die Bedrohung durch das gesamte homosexuelle Kollektiv, sobald einer von ihnen nur seine Stimme erhebt, hatte auch schon Heinrich Himmler gefürchtet: „Sie finden keinen Homosexuellen irgendwo allein, sondern immer gleich 5 oder 6 im selben Amt oder Betrieb … Denn einer zieht den anderen nach.“

Das also ist der Geist, zu dem sich eine christdemokratische Politikerin zurücktreiben lässt, wenn sie die homosexuelle Gefahr heraufziehen sieht. Ihre Argumente folgen nicht mehr irgendeiner Vernunft, sondern nur noch dem Ressentiment im Affekt, sind dabei aber platziert in einer schauerlichen Tradition. Und hier liegt der nächste Skandal in der Angelegenheit Reiche: Sie darf es sagen, ohne dass sich öffentlich auch nur ein Bruchteil der Entrüstung zeigt, die in dem Moment losbrechen würde, wäre beispielsweise von Juden oder Schwarzen im gleichen Ton die Rede. Ist dieser Mangel an Gegenrede nichts weiter als das heimliche Einverständnis mit dem Vorurteil ? Oder sind Homosexuelle einfach nicht ernst zu nehmen?

Lesben und Schwule sind keine geschützte Gruppe hierzulande, man kann sie immer noch beleidigen, zutiefst verletzen und ihnen jeglichen Respekt absprechen. „Die Gesellschaft wird nicht von kleinen Gruppen zusammengehalten“, sagt Katherina Reiche noch, „sondern von der stabilen Mitte.“ Wertlos sind Homosexuelle also auch hier. So deutlich hat es lange keiner mehr gesagt.

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22 Kommentare

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  • S
    Staatsbürger

    @Max

     

    Mit den 'Gutmensch-Taliban' ist das so eine Sache.

     

    Der Verdacht liegt nahe, dass die sogar Verfassungen schreiben. Die Gleichheit aller Menschen, an der sich Reiche u. Co. reiben, und auf die sich das Bundesverfassungsgericht beruft, wenn sie die homosexuelle Lebenspartnerschaft weitgehend gleichstellen will, ist ein Prinzip unserer Verfassung, egal, was der innere Schweinehund manchem einflüstern mag.

     

    Dass der Gleichheitsgrundsatz des Grundgesetzes gilt und Benachteiligungen aufgrund verschiedener Merkmale verboten sind, hat übrigens auch mit Leuten wie Himmler zu tun.

     

    Niemand kann sich aus der deutschen Geschichte davonstehlen, auch homophobe Schwadroneure nicht...

  • M
    Micha

    Der Artikel trifft es: Reiche, Wagner und Co. fühlen sich auf der sicheren Seite einer latenten Homophobie. Ohne sich jemals mit sog. Regenbogenfamilien persönlich beschäftigt zu haben, wird hier lieber der biologische Nutzen (Arterhalt) als legitimes Mittel der Diskreditierung verwendet. Von ideologisch unterworfenen Kirchenmännern ist man´s gewohnt, hier erschrickt der "aus-der-Mitte-der-Gesellschaft"-Rahmen.

    Scheinbar brauchen sowohl die CDU, als auch die BILD Projektionsflächen für eine Klassifizierung in nützliche und weniger nützliche Menschen. `Gut zu wissen, wo Demokratie ihre Grenzen der Gnade setzt. Hoffen wir auf ein weniger beschränktes Verfassungsgericht.

  • D
    D.J.

    @suswe:

     

    "Die Dame sollte sich mal um die Verbesserung der Situation unerwünschter Kinder kümmern. Dann könnte man christliche Werte auch abnehmen. Wie geht es eigentlich z, B. den in Bayern internierten jugendlichen Flüchtlingen, Frau Reiche?"

     

    Man kann sich sicher nicht zu jedem Ihrer - meist von intellektueller Schlichtheit geprägten - Absonderungen äußern. Diese Ihre Wortwahl ist aber so (Wort dazudenken, das der Netiqette widerspricht), dass mir die Haare zu Berge stehen: Informieren Sie sich bitte über die Wortbdedeutung von "Internierung". Dann darüber nachsinnen, ob Sie vielleicht doch eher denken und dann schreiben sollten. Warum gibt es eigentlich kaum noch intelligente Linke?

  • D
    Doro

    Ja, ja, die ach so „heilige Familie“…

     

    Der gefährlichste Ort in Deutschland für Frauen und Kinder ist das eigene Wohnzimmer! Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gilt Gewalt, insbesondere häusliche Gewalt, als eines der weltweit größten Gesundheitsrisiken für Frauen und Kinder.

     

    Laut der repräsentativen Prävalenzstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) »Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland« von 2004 war bundesweit etwa jede vierte Frau in ihrem Erwachsenenleben Gewaltübergriffen durch Partner ausgesetzt.

     

    Eine in den letzten Jahren zu beobachtende Erweiterung der Perspektive in Forschung und Praxis zeigt, dass Gewalt im sozialen Nahraum und in engen sozialen Beziehungen auch zählen z.B. Kinder als Augenzeugen von Gewalt zwischen den Eltern, Gewalt gegen alte Menschen und pflegebedürftige Familienmitglieder sowie Gewalt gegen Menschen mit Behinderungen umfasst.

     

    Gewalt gegen Kinder findet überwiegend in der Familie statt. Sie wird in der Fachdiskussion unter den Begriffen »elterliche körperliche Gewalt«, »Kindesmisshandlung«, »sexueller Missbrauch«, »Kindesvernachlässigung« und »seelische oder emotionale Misshandlung« thematisiert.

     

    In bundesdeutschen Dunkelfeldstudien aus den 1990er-Jahren, in denen Schülerinnen und Schüler sowie Erwachsene zu körperlicher Gewalt im Rahmen der elterlichen Erziehung befragt wurden, wurde das Ausmaß körperlicher Gewalthandlungen gegenüber Kindern und Jugendlichen durch Eltern/Erziehungsberechtigte mit 70 bis 80 % angegeben.

     

    Etwa 10 bis 15 % der befragten Schülerinnen und Schüler hatten schwerere Formen erlebt, die der körperlichen Kindesmisshandlung zuzurechnen waren (z.B. Faustschläge, Tritte, Würgen, Verprügeln, Verbrühungen, Einsatz von Waffen und Gegenständen zur körperlichen Züchtigung).

     

    Der Deutsche Kinderschutzbund bezifferte im Jahr 2002 die Zahl der von erheblicher Vernachlässigung betroffenen Kinder auf mindestens 50.000. Nach oben hin bewegen sich die Dunkelfeldschätzungen in der Spannbreite zwischen 250.000 und 500.000 Kindern und einer Prävalenz von 5 bis 10 %.

     

    Allein 2010, sagt die Deutsche Kinderhilfe, sind mehr als 150 Kinder in Familien, die vom Jugendamt betreut wurden, an den Folgen von Gewalt gestorben – obwohl die Kommunen jährlich sieben Milliarden Euro in die „Hilfen zur Erziehung“ investieren.

     

    In der kriminalpolizeilichen Statistik 2010 tauchen 183 Kinder als Tötungsopfer auf, 129 von ihnen waren nicht einmal sechs Jahre alt, 4.367 Fälle körperlicher Misshandlung von Kindern unter 14 nennt dieselbe Statistik, 1.842 von ihnen unter sechs Jahren.

     

    Ja, ja, die ach so „heilige, heterosexuelle Familie“…

  • M
    Max

    Leider ist dieser Artikel nicht besonders lesenswert, weil er nichts enthält, was uns in dieser Diskussion nur einen Schritt weiterbringt. Da wird wieder die Nazi-Keule geschwungen, Juden und Schwarze werden ohne Rücksicht in die Argumentationsschlacht geworfen, weil man sich nicht die Mühe machen möchte, die Argumente von Reiche sachlich zu zerlegen.

    Weil es dem Autor auch gar nicht darum geht sich mit Argumenten abzumühen, die für ihn ohnehin keine Daseinsberechtigung haben. Aber genau da liegt das Problem. Man muss Reiches Aussagen nicht mögen, man kann ihre Ansichten missbilligen und darüber den Kopf schütteln, aber es wäre verdammt naiv zu glauben, dass sie die einzige Person in Deutschland ist, die so denkt. Man wird sich dieser Diskussion stellen müssen und dann wird es in einer Demokratie nicht ausschließlich genügen einzelne Politiker für ihre (extremen) Meinungen an den Pranger zu stellen. Das passiert ohnehin in Internetforen, auf facebook, in Leserbriefen, bei Stammtischen etc. Genau dann wären weniger deftige und mehr sachlich-kompetente Betrachtungsweisen zu diesem diffizilen Thema angebracht. Sobald man sich aber als Kritiker wie ein Gutmensch-Taliban gebärdet im Glauben man verkünde gesellschaftlich längst anerkannte moralische Dogmas (was offensichtlich nicht der Fall ist) wird man selbst zum Hetzer. Dann spielt es auch keine Rolle, ob man auf der moralisch richtigen Seite steht, dann sind es nicht mehr die Beweggründe sondern die Methoden, die einen unglaubwürdig machen. Es ist nur allzu verständlich, wenn man emotional von Reichels Aussagen mitgenommen ist, aber als Zeitungskolumnist darf man seine eigene Argumentationskompetenz nicht entgleisen lassen, indem man seine Wut intellektuell verpackt und glaubt, damit hätte man alles gesagt, was es zu sagen gilt.

  • S
    suswe

    Die Dame sollte sich mal um die Verbesserung der Situation unerwünschter Kinder kümmern. Dann könnte man christliche Werte auch abnehmen. Wie geht es eigentlich z, B. den in Bayern internierten jugendlichen Flüchtlingen, Frau Reiche?

  • P
    Peter

    Einfach lächerlich,wirklich.Man kann nur noch den Kopf schütteln.Ist denn in diesen Lande keine Diskussion mehr möglich wo verschiedene Ansichten aufeinanderprallen?Wollen wir nur noch Diskussionen haben wo man sich gegenseitig auf die Schulter klopft und alle die gleiche Meinung haben?Was ist denn verwerflich an der Aussage der Frau Reiche?Und ohne Nazivergleiche kommt man wohl heutzutage auch nicht mehr aus,oder?Wenn die Frau Reiche sich gezwungen sieht ihre Facebookseite zu schließen dann wirft das kein gutes Licht auf das Demokratieverständnis und die Toleranz ihrer Gegner

  • SB
    Stefan Broniowski

    Lieber Elmar Kraushaar! An Deiner "Dunkelfrau" sind meiner Meinung nach der letzte und vorletzte Absatz die entscheidende Stelle. Darüber nämlich, dass irgendwer irgendwas Unsinniges sagt (hier die Reiche über Homosexuelle), kann ich mich bem besten Willen nicht aufregen. Das passiert dauerend, und es ist müßig und ermüdend, richtigstellend eingreifen zu sollen. Aber dass die medialen Öffentlichke

    it auf bestimmten Unsinn mit viel Hallo reagiert, während anderer Unsinn mit vielsagender Kommentarlosigkeit quittiert wird, sollte tatsächlich nachdenklich machen. Und in diesem Fall tief besorgt. Nicht, dass und was Frau Reiche so äußert, auch nicht die Zustimmung von erwartbarer Seite, sondern das Fehlen eines breit aufgestellten Widerspruchs zu ihren Äußerungen, ist ja das Erschreckende. Im Grunde muss man - was Du ja andeutest - Frau Reiche Recht geben, wenn sie (wie Du es völlig richtig auf den Punkt bringst) Homosexuelle als nicht ernst zu nehmend und wertlos hinstellt. Nicht, weil dem "an sich" so wäre, sondern weil das offensichtlich die Meinung vieler, womöglich gar der Mehrheit ist. Die Reiche verzapft Unsinn, aber sie plaudert damit, so scheint es, nur aus, was viele meinen. Und diese Meinungsvorherrschaft bestimmt die Wirklichkeit, in der miteinander gelebt wird. Leider stellen sich viel zu wenige Schwule und Lesben (und ...) der Realität hinter der Fassade und geben sich mit dem Anschein von Toleranz und Akzeptanz zufrieden. Auch Dein Text ist mir, ehrlich gesagt, in diesem Punkt, nicht scharf genug. Aber immerhin spricht er diesen, mir so wichtig scheinenden Punkt - wie denkt und fühlt "die Gesellschaft" wirklich gegenüber ihren Homos - überhaupt an.

  • JB
    John Bechtel

    Ja, die Frau Reiche ist eine widerwärtige Person und spricht natürlich unsäglich dämlichen Unsinn daher.

    Nein, die Nazivergleiche gehen trotzdem nicht: Man kann nicht immer jeden Schwachsinn, der einem nicht paßt mit irgendwelchen selbstgestrickten NS-Analogien abwürgen wollen. Schreibt sich zwar schneller als eine fundiertere Auseinandersetzung mit Themen, halte ich aber nicht für zielführend.

    Denn eine Frau Reiche ist in der Einfachheit ihrer dümmlichen Aussagen ganz flink im Hier und Jetzt zu erledigen. Mit Abwürgerei wird aber niemand überzeugt.

  • C
    Charlie

    Wenn jemand wie Frau Reiche steuerliche Ungleichstellung von Lebenspartnern mit Ehepartnern mit dem “besonderen Schutz der Ehe zwecks Familiengründung” rechtfertigt, muss vehement widersprochen werden. Weder führt die steuerliche Privilegierung heterosexueller Paare zu wachsender Fortpflanzungsbereitschaft, noch schließt eine homosexuelle Partnerschaft per se das Aufziehen von Kindern bzw. die Möglichkeit der Fortpflanzung aus. Alles, was Frau Reiche durch ihre Äußerungen ausdrückt, ist der Unwille, sich der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu stellen und andere Lebensformen als gleichwertig zu akzeptieren. Es geht hier also eher um die Rechtfertigung einer Ideologie der Ungleichwertigkeit. Schade, dass man solche Diskussionen im 21. Jahrhundert wirklich noch führen muss.

     

    http://dasschoeneleben.wordpress.com/2012/08/21/ideologie-der-ungleichwertigkeit/

  • F
    Falmine

    Es hat seit der Wiedervereinigung kaum einen Tag gegeben, an dem ich etwas über Katharina Reiche las und nicht dachte: "Dumme Nuss!" Deshalb finde ich den Vergleich mit Heinrich Himmler und den Nazis einfach zu viel der "Ehre"!

    Wenn Homosexuelle die Ehe wollen, und in der Folge praktisch Jede/r mit Jeder oder Jedem verheiratet sein kann, dann bräuchten wir den Ehepassus im Grundgesetz nicht mehr. (Familie meine ich ausdrücklich nicht!) Hier zum Nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Schutz_von_Ehe_und_Familie#Schutz_der_Ehe

    Natürlich kämpfen Homosexuelle für die Jedermann/Jederfrau Ehe. Ihr gutes Recht. Aber andere Meinungen müssen gelten dürfen, ohne sofort als Nazi diskreditiert zu werden.

  • Y
    Yvonne

    Wieso ist das eine Hetze gegen Homosexuelle?

    Es ist einfach nicht durchdacht. Weil: Heterosexuelle Lebensgemeinschaften sind häufig genug nicht mit Kindern gesegnet.

    Homosexuelle Gemeinschaften können Kinder zeugen, nur nicht miteinander.

     

    Sie hätte besser sagen sollen:

    "Erziehungsgemeinschaften, in denen Kinder aufwachsen können, stehen unter dem vorrangigen Schutz des Staates".

     

    Es war eben einfach nicht durchdacht, sondern doof daher geredet.

  • I
    Ingo

    Natürlich können Schwule und Lesben Kinder in der Welt setzen, wenn auch nicht gemeinsam zeugen.

    Entscheidender als die "biologische Elternschaft" beider Teile ist aber der Wille für ein Kind zu sorgen.

    Dafür bedarf es nicht der biologischen Elternschaft beider Teile, (denn ein Kind wird nach der Austragung nicht deshalb geboren weil der Vater 9 Monate danach noch anwesend ist.) sondern die gemeinsame Verantwortung. Das ist das, was in diesem Land fehlt, denn alleine davon, dass Kinder in die Welt gesetzt werden um die sich hinterher keiner kümmert, wird die Gesellschaft auch nicht "gesichert".

    Dafür kann man Schwule und Lesben (für letztere ist es mit etwas Nachhilfe nicht schwer ein Kind zu bekommen, aber der Staat will ja nicht - heißt also, dem ach-so-hochgehaltenem Kindeswohl geht es besser, wenn es erst nicht geboren wird?!?!? ) nicht verurteilen, und ihnen zugleich die Kinderlosigkeit vorwerfen.

    Im übrigen ist die Anzahl aller kinderlosen Ehen größer, als es homosexuelle Paare überhaupt gibt!

    Und ausgerechnet die Chefin von Frau Reiche faselt etwas davon, wofür die Eheförderung gedacht ist - sie geht ja mit tollem Bespiel voran! Vielleicht sollte diese Partei erstmal bei sich aufräumen, ehe es Steine aus dem Glaushaus wirft...Aber es ist ja einfacher Sündenböcke woanders zu finden.

  • L
    Lukas

    Wieso duldet Peter Altmaier,dessen sexuelle Orientierung schon mehrfach (auch von der taz)in Frage gestellt wurde, diese Person in seinem Ministerium?

  • R
    Rempo

    Ohne Bezug zur Nazizeit geht es wohl heute gar nicht mehr oder was?

    Das was man der Frau Reiche da vorwirft, ist praktisch in der gesamten nichtwestlichen Welt Konsens, ob Indonesien, Kuba oder Uganda und das so ganz ohne "Nazis".

  • SM
    Stefan M. Weber

    Auf den Punkt gebracht! Die Frage steht allerdings im Raum, warum die taz diese bitterernste und treffende Analyse auf die Wahrheit-Seite verbannt?!?

  • KD
    Kinder dieser Welt

    Soweit mir bekannt ist, leidet diese Welt nicht unter Kindermangel.

     

    Vielleicht sollten die Deutschen mal über ihren "sauberen" und selbst gefälligen Tellerrand sehen.

     

    Für den Umgang unserer Regierung mit Homosexuellen fehlen mir die Worte. Wiiiiiiederlich.

     

    Im übrigen gibt es jede Menge Homosexuelle mit Kindern.

     

    Alles wieder Wahlkampf, damit die Oma von nebenan weiter C wählt. Wenn die Richter C verdonnern, ach die Bösen.

     

    Bah

  • JW
    Jürgen Wenke

    Danke, dass Sie in dem Beitrag die Gedankenwelt des NS-Regimes als Fundament der Denkweise von Frau Reiche dargestellt haben. Diese Sorte Mensch findet sich in der CDU in großer Zahl - nur sind die meisten etwas geschickter im Kaschieren. Z.B. Frau Merkel mit ihrem Wischi-Waschi.

  • A
    Anna

    Doch, sie können Kinder in die Welt setzen, nur eben nicht gemeinsam. Dazu gibt es die Untertsützung eines oder einer Dritten, wie bei infertilen Heteromännern oder -frauen auch. Es gibt genug Kinder, die von homosexuellen Eltern großgezogen werden, genauso wie es auch adoptierte Kinder und Kinder durch Samenspende in heterosexuellen Beziehungen gibt.

     

    Homosexuelle sind homosexuell, nicht infertil!

  • LM
    lutz mock

    kleiner Denkfehler: natürlich können Homo-Paare keine Kinder auf herkömmliche Art und Weise bekommen. Aber denkt Reiche tatsächlich, dass diese Schwulen und Lesben hetero werden und Kinder bekommen/zeugen, wenn sie ihren Partner nicht heiraten dürfen??? ist natürlich vollkommener Quatsch. Wenn man sich schon Gedanken über mangelnde Kinderzahlen macht, würde eine komplette Gleichstellung inklusive Adoptionsrecht die Lage für alle Beteiligten verbessern. Außer natürlich für die Erzkonservativen. Aber für die ist das Abendland ja eh schon verloren...

  • B
    bastapapsta!

    "Kaum hatte Stoiber sie damals ernannt, begann das Gerede: Was die CDU sich und ihren Wählern zumuten könne und wolle. Rasch gab der Mann, der die Republik regieren wollte, klein bei. Gemeinsam mit der CDU-Chefin Angela Merkel entzog er Kat

    herina Reiche die Kompetenz für die Familien. "

     

    http://www.fnp.de/fnp/nachrichten/politik/geht-es-wirklich-um-die-ehe_rmn01.c.10093533.de.html

     

    Da Frau Reiche durch die Existenz ihres "illegitimen" ( unehelichen) Kindes am katholisch dogmatischen Familienbild gescheitert ist, hat man ihr in der Union die Kompetenz bezüglich Familienpolitik abgesprochen. Jetzt beleidigt sie Menschen in alternativen Lebensformen. Damit hat diese Frau in der Politik versagt... Jene innerhalb der Union, die die Gleichstellung aufgrund ihres katholisch- konservativen Familienbildes ablehnen und daher auch Reiches Hetz-Polemik begrüssen, sind Frau Reiche aufgrund deren unehelischem Kind mit Verachtung begenet und haben dafür gesorgt, dass ihr die "Kompetenz für die Familien" entzogen wurde.

     

    Ich glaube dass sie im Prinzip jenen " Makel" den sie an sich selbst ablehnt auf alternative Lebensformen projeztiert und eigentlich gegen sich selbst kämpft vielleicht auch verbunden mit der Hoffnung, dass jene, die ihr wegen besagtem Kind mit Verachtung begegnet sind ihr jetzt statt dessen Anerkennung ( Egofutter) im Bezug auf ihre gegen Lesben und Schwule gerichteten Äusserungen schenken.

  • EM
    Erika Micale

    Es ist schon traurig, was sich Frau Reiche herausnimmt, selbst Mutter von 4 (?)Kindern, wäre eines nur homosexuell, und würde sich trauen sich zu outen,dann würde sie nie mehr so reden.

    Wahljahr 2013 ist wohl klar welche Partei endlich mal abgewählt werden muß.

    Es ist nicht mehr erträglich, wie unsere Kinder immer wieder und derart gemein, niedergemacht werden. Die Nazi-Zeit ist vorbei, dachte ich immer, ab anscheinend nicht in den Köpfen vieler Politiker_innen. Gegen diesen braunen Sumpf muß doch etwas getan werden können?

    Eltern ,Freunde und Angehörige von homosexuellen Menschen stehen wir auf und geben 2013 ein deutliches Zeichen bei der WAHL, denn auch eine Frau Merkel ist nicht mehr tragbar, die sich nur vom Bundesverfassungsgericht vorschreiben läßt, wie sie handeln muß.

    Wir Eltern haben Gewicht, nutzen wir es, stillschweigen und einfach hinnehmen kann nicht mehr sein, es geht um uns, um unsere Familien, die politisch diffamiert und verachtet werden, Wir sind HETERO und SCHWUL und LESBISCH und BI und TRANSGENDER und......WIR SIND WER....WIR MÜSSEN HANDELN 2013.

    Erika Micale

    2.STv. Vorsitzende im BEFAH e.V. (www.befah.de)

    aus 71638 Ludwigsburg

     

    Mutter von 2 schwulen Söhnen,einer hetero Tochter,welche mit einem Angolaner

    verheiratet war, 2 Enkelkinder und einem sizilianischen Ehemann.

    15 Jahre die Elterngruppe für Eltern von homosexuellen Kindern in Stuttgart

    geleitet.

     

    Dieses Familienbild hätte es zu Nazizeit nie geben können, sind wir froh,dass wir heute so leben können und dankbar,dass es RECHTE für unsere Kinder gibt, aber es müssen die GLEICHEN sein, damit die Familie nicht gespalten wird.

    Familie ist heute mehr als nur Mann und Frau und Kind, Familie ist vielfältiger bunter und alte Vorurteile müssen in den Köpfen abgebaut werden,gegen die Politik und Kirche, einfach aus dem Herzen heraus für seine kleine Familie mit all ihren Facetten, dann können wir die Welt verändern, wenn wir Eltern anfangen.