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DIE NICHTREGIERUNGSORGANISATIONEN HABEN SICH IN DURBAN GESCHADETZionismus ist kein Rassismus

Was die Nichtregierungsorganisationen (NGOs) bisher immer auszeichnete, das war ihre Distanz zu den Regimen dieser Welt und die Nähe zu deren Opfern. Dieses Bild des edlen Helfers, dem keine Mühe und auch keine Gefahr zu groß ist, um die Armen, Hilflosen und Verfolgten zu unterstützen, ist nun beschädigt, denn die NGOs haben auf der Anti-Rassismus-Konferenz Israel mehrheitlich als „rassistischen Apartheidstaat“ verurteilt.

Was mag nur zahlreiche NGOs dazu getrieben haben, sich derart zu disqualifizieren? Ein wenig erinnert die Resolution an die Zeit des Kalten Krieges, als auf internationalen Konferenzen Beschlüsse oft nicht durch Vernunft und Verstand, sondern politische Mehrheiten bestimmt wurden – auch wenn sie noch so unsinnig waren.

Nun ist die bipolare Zeit zwar vorbei, aber die arabischen und islamischen Staaten haben es verstanden, die Diskussion über Israel und den Nahen Osten zu einem Thema zu machen, über das man sich überall die Köpfe heiß redet. Detailwissen scheint dabei nicht nötig. Sonst wäre es kaum zur Resolution von Durban gekommen. Oder sind die NGOs tatsächlich der Meinung, die Politik Israels gegenüber der seit fast einem Jahr andauernden Intifada habe etwas mit Rassismus zu tun?

Natürlich ist da das Mitgefühl mit den Opfern der Intifada. Mit den palästinensischen Kindern, die im Kugelhagel der Israelis sterben, und den einfachen Palästinensern, die unter den israelischen Sanktionen leiden. Aber Opfer gibt es auf beiden Seiten. Haben die NGOs das vergessen? Oder sind sie der Meinung, dass es ein „legitimer Akt des Widerstandes“ ist, Diskotheken, Pizzerias und Omnibusse in die Luft zu jagen?

Man kann – und soll in vielen Fällen auch – die israelische Politik kritisieren. Aber Rassismus? Und Apartheid? Gerade in Durban hätten die Gastgeber den NGOs doch vielleicht einmal erklären können und sollen, was die Apartheid wirklich war. Aber stattdessen stimmten sie wohl auch für die Resolution.

Die NGOs haben sich zu etwas hergegeben, das nicht ihre Überzeugung sein kann. Kriegsähnliche Zustände dürfen nicht leichtfertig verwechselt werden mit rassistischer Politik, Ursachen und Folgen nicht gleichgesetzt werden. Es sei denn, man sähe in Israels Existenz allein schon die Ursache allen Übels. Dann wäre man bei der Formel „Zionismus gleich Rassismus“, die die UNO nach Jahren unter Bedauern verworfen hat. Solche Formeln werden heute von den Radikalen in der islamischen Welt, unter anderem in Teheran, propagiert. Merkwürdige Partner für die NGOs?

PETER PHILIPP

Der Autor ist Nahostexperte bei der Deutschen Welle

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