DFL will gegen Kartellamt kämpfen: Weiter warten auf Plan B
Nach dem Kartellamtsspruch ist die Deutsche Fußball-Liga schockiert, hält aber fest am Vertrag mit Kirch. Ihr Horror-Szenario: Königsklasse ohne deutsche Klubs, aber in der ARD.
Der Vorhang zu und alle Fragen offen. Die kurzfristig anberaumte Pressekonferenz der DFL in Sachen TV-Rechte-GAU ließ eine Menge Deutungen zu. Auf dem Podium gab man sich tapfer und kämpferisch, im Hintergrund sahen die Gesichter schon verzweifelter aus.
Die Entscheidung des Bundeskartellamtes hallte noch wie Donner nach. Doch anstatt eine Alternative zum Vertrag mit TV-Rechte-Verwerter Leo Kirch zu präsentieren, will die DFL juristisch für das gekippte Modell kämpfen. "Wir sind dabei, alle Möglichkeiten auszuloten", versicherte DFL- und Dortmund-Präsident Reinhard Rauball.
Am vielversprechendsten scheint der Weg zum Europäischen Kartellamt, denn anderswo in der EU ist die zentrale Vermarktung weder anstößig noch unzulässig. "Das Paradoxe ist ja, dass wir den Wettbewerb wollen, den das Bundeskartellamt verhindert. Notfalls müssen wir die Freiheit des Marktes in Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof durchsetzen", kündigte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert an. Falls nicht, müssten die Vereine kleinere Brötchen backen. Das Horror-Szenario: Champions League ohne deutsche Klubs, aber in der ARD.
Der smarte Seifert sprach es zwar nicht aus, aber zwischen den Zeilen drang durch, dass der Verbleib des Bundeskartellamtes in Bonn dieses nicht nur von der Regierungs-, sondern auch von der Realitätsnähe abgekoppelt habe: "Mir scheint, dass die Politik das Thema noch nicht ganz durchdrungen hat."
Das Thema ist laut Rauball die "Freiheit des Marktes. Und die wird ausgerechnet vom Kartellamt verhindert." Der deutsche Profifußball sei erstens kein Kartell, sondern eine Solidargemeinschaft, die ein Produkt generiert: "Das zu vermarkten, muss uns frei sein." Zudem würde der Profifußball ohne Subventionen agieren, 34.000 Menschen beschäftigen und pro Jahr eine halbe Milliarde Euro Steuern an die Allgemeinheit zahlen. "In keinem anderen Land Europas wird der Profifußball so reglementiert wie in Deutschland."
Und das würde mittelfristig die Existenz besonders der kleineren Klubs und der Zweitligisten bedrohen. Denn unter den aktuellen Vorgaben des Kartellamtes ist der Drei-Milliarden-Deal über sechs Jahre mit Kirchs Sirius-Gruppe im Prinzip hinfällig. Wenn das Bezahlfernsehen keine ausreichende Exklusivität habe, und die sei nur bei späterer Ausstrahlung im frei empfangbaren TV samstags nach 22 Uhr gegeben, fehle die Refinanzierung. Im Grunde hätte das Bundeskartellamt mit der Sendepflicht vor 20 Uhr am Samstag eine "Lex ARD" für die "Sportschau" ausgesprochen, so Seifert, warum sollten die jetzt überhaupt noch Geld bieten, wenn ihnen die Rechte quasi frei Haus geliefert werden.
Wie konkret die Einbußen sein würden, wollte zwar niemand genau benennen, doch als 2005 plötzlich Arena aus dem Hut sprang und mit seinem Angebot letztlich für die aktuell rund 400 Millionen Euro pro Jahr sorgte, "wären ohne diesen Bieterwettstreit wohl nur 200 Millionen herausgekommen", sagt Seifert. So schlimm wird es wohl nicht werden, aber wie genau, weiß keiner. Mit Sicherheit aber nicht die erhofften 500 Millionen pro Jahr.
Einen Plan C habe man nicht, so Seifert: "Dann würde das Bundeskartellamt sagen: Warum habt ihr den nicht gleich präsentiert?" Er verriet aber, "dass wir mit dieser Entscheidung gerechnet haben." Aha. Plan B muss also noch ein bisschen abhängen. Viele Varianten gibt es eh nicht. Wie immer droht die Abkopplung der populären Klubs, die ihre Rechte leicht selbst vermarkten könnten. Doch noch halten alle zusammen: "Wir sind und bleiben eine Solidargemeinschaft", so Rauball.
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