DFB reagiert auf Frauen-Initiative: Sie lässt sich nicht einschüchtern
Der Deutsche Fußball-Bund will über die Forderungen der Fraueninitiative in den Dialog treten. Vertrauenswürdig ist das Angebot eher nicht.
B ibiana Steinhaus dürfte sich über das Angebot des DFB am Donnerstag doch ein wenig gewundert haben. Wie dieser Tage bekannt wurde, hatte man sie aus Kreisen des Deutschen Fußball-Bundes gewarnt, dieser Fraueninitiative beizutreten, die vom Verband über ein Positionspapier mehr Geschlechtergerechtigkeit einforderte. Unter anderem etwa eine Frauenquote von 30 Prozent in Führungspositionen bis 2024.
Die Drohgebärde wirkte nicht. Die ehemalige Schiedsrichterin Steinhaus ließ sich nicht beirren. Und nun hat der DFB sie mit ihren acht Mitstreiterinnen zum Dialog eingeladen, um sich „gemeinsam für Vielfalt im Fußball stark zu machen“. Gerade eben noch die Lefzen hochgezogen, die Zähne gezeigt, und jetzt wird plötzlich im Lichte der Öffentlichkeit treuherzig mit dem Schwanz gewedelt. Vertrauensbildend ist diese Geste kaum. Und somit muss man ebenfalls die Bereitschaft, maßgeblich etwas verändern zu wollen, ernsthaft anzweifeln.
Viel zu bräsig wirkt der DFB in seinem Engagement für die Frauen. 2020 feierte man noch groß den 50. Jahrestag der Aufhebung des Frauenfußballverbots als tolle Entwicklungsgeschichte und präsentierte auf seiner Homepage etliche dankbare Fußballerinnen. Das Datum hätte man besser zum Anlass genommen, ein visionäres Programm aufzulegen, um die immer noch gewaltigen Defizite in der Förderung des Frauenfußballs zu verringern.
Glaubwürdigkeit fehlt auch dem gerade am Montag aus dem Amt geschiedenen DFB-Präsidenten Fritz Keller, der die Pläne der Frauenninitiative am Donnerstag lobte und seine aktive Unterstützung zusagte. Ende Februar hatte er sich noch sehr reserviert gegenüber einer Quotenregelung gezeigt. Er plädierte dafür, sie anzuwenden, wenn es gar nicht mehr anders gehe. Und er gab zu bedenken, dieses Instrument hätte auch einen diskriminierenden Charakter. Kaum hat Keller sein Amt niedergelegt, hat er nun auch all seine Vorbehalte abgelegt und drängt zur Entscheidung.
Es braucht keine Begründung
Die Entscheider beim DFB setzen dagegen erst einmal auf den Dialog. Dabei stehen sie mit dem Rücken zur Wand. Die Männerriege an der Verbandsspitze hat wegen unaufgeklärter Millionenzahlungen rund um die WM 2006, mysteriöser Beraterverträge, Steuerstrafverfahren und dreckiger interner Machtkämpfe jeglichen Kredit verspielt. Dies ist ein Grund, weshalb die Forderungen der Fraueninitiative zusätzlich an Popularität gewinnt.
Die Teilhabe von Frauen an der Macht wird an die Erwartung gekoppelt, diese würden es auch besser machen. Das ist natürlich Unfug. Es bedarf keiner Begründung, um Diskriminierungen abzubauen. Das sollte sich von selbst verstehen. Der von manchen erhobene Einwand, mit 30 Prozent in Führungspositionen seien Frauen überrepräsentiert, weil nur jedes siebte Mitglied des DFB weiblich sei, ist zu kurzsichtig. Die Praxis zeigt etwa, dass die Zahl der fußballspielenden Mädchen in jenen Regionen wächst, wo mehr Angebote gemacht werden. Der gemeinnützige Verband muss in Vorleistung gehen, um für alle gleichermaßen attraktiv zu sein.
Dabei sollte es nicht nur um das Geschlechterverhältnis gehen. Jedes dritte Kind in Deutschland, aber nur jedes fünfte im DFB, hat einen Migrationshintergrund. Im 19-köpfigen DFB-Präsidium wiederum hat lediglich Panagiotis Chatzialexiou, der den Bereich Jugend- und Talentförderung betreut, einen Migrationshintergrund. Wie verheerend sich die fehlende kulturelle Vielfalt in der DFB-Spitze auswirkt, konnte man beobachten, als Mesut Özil nach dem WM-Ausscheiden 2018 aus der Nationalmannschaft vergrault wurde.
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