DFB-Elf startet in WM-Qualifikation: Gegen alle Zweifel
Die deutschen Fußballer wollen zum Auftakt der Qualifikation in der Slowakei defensiv stabiler auftreten. Eine „neue Ordnung“ soll etabliert werden.

Stattlich thront die Burg über der Altstadt von Bratislava auf jenem 85 Meter hohen Felsen, der schon seit der Steinzeit besiedelt ist. Stabilität strahlt das Bauwerk gleich neben dem Donauufer aus. Es könnte glatt als Vorbild dienen für den Plan von Bundestrainer Julian Nagelsmann für den wichtigen Start in die WM-Saison. In der Hauptstadt der Slowakei beginnt an diesem Donnerstag (20.45 Uhr/live in der ARD) die sechs Spiele umfassende WM-Qualifikation für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, ehe es am Sonntag in Köln gegen Nordirland weitergeht.
Die Slowakei steht in der Fifa-Weltrangliste zwar nur auf Platz 52 zwischen Kamerun und Katar, Nordirland (71) und der dritte Gruppengegner Luxemburg (92) sind allerdings noch weiter hinten. Es wird auf dem Papier also gleich die kniffligste Aufgabe für die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). „Ein toughes Spiel“ erwartet Innenverteidiger Jonathan Tah, wenngleich die slowakische Mannschaft einige Ausfälle zu beklagen hat. Zugleich steht Bratislava für den Startpunkt einer Reise, die mit dem Titelgewinn bei der WM vor den Toren New Yorks enden soll. Und da bekanntlich die Defensive Titel gewinnt, wird es darauf ankommen, eine neue Stabilität zu etablieren.
Am direkt nach dem Aus im EM-Viertelfinale 2024 ausgerufenen Vorhaben, Weltmeister zu werden, lässt Nagelsmann weiterhin keinen Zweifel. Beim DFB-Team weiß man aber, dass die Auftritte in diesem Jahr meist wenig erbaulich gerieten. Im März folgte dem 2:1-Sieg in Italien ein 3:3 im Viertelfinal-Rückspiel der Nations League nach einer 3:0-Führung. Im Juni beim Final Four setzte es gegen Portugal (1:2) und Frankreich (0:2) zwei Heimniederlagen und damit zwei Stimmungsdämpfer beim Publikum.
Tah findet, „dass man die Entwicklung sieht und das Gesamtbild betrachten sollte, also sich nicht nur auf die zwei letzten Spiele beziehen sollte.“ Dennoch gibt nach den bisher vier Spielen des Jahres 2025 der Gegentorschnitt von zwei Treffern pro Partie zu denken. „Wir lassen zu viele Torchancen zu“, hat Nagelsmann erkannt. Auch deshalb will er nun eine neue „Ordnung“ in seiner Mannschaft schaffen, wie er das nennt, also sein neues WM-System einführen.
Kimmich zurück ins Mittelfeld
Mit „deutschen Tugenden“ soll nun zu „gutem, stabilen Fußball“ zurückgefunden werden, sagt er vage. Ob das ähnlich wie beim Gewinn des WM-Titels 2014 eine sogenannte Ochsenabwehr mit drei oder gar vier Innenverteidigern beinhalten soll, verrät er nicht. Gesichert ist bisher nur, dass Oliver Baumann in Abwesenheit des verletzten Marc-André ter Stegen im Tor stehen und Joshua Kimmich von hinten rechts ins defensive Mittelfeld zurückkehren wird. „Als klassischer Rechtsverteidiger ist er nach wie vor konkurrenzlos, aber wir interpretieren es jetzt anders“, sagt Nagelsmann. Kimmich könne „in der Zentrale mehr Einfluss aufs Spiel nehmen“. Womöglich auch vor einer Dreier- statt wie bisher Viererkette. Neben Abwehrchef Antonio Rüdiger und Tah könnte vielleicht sogar auch Neuling Nnamdi Collins von Eintracht Frankfurt seinen Platz in der Startelf finden.
Neu dabei im Kader sind zudem der Mainzer Offensivspieler Paul Nebel und Augsburgs Torwart Finn Dahmen als Nummer drei hinter Stuttgarts Alexander Nübel. Verzichten muss Nagelsmann neben ter Stegen unter anderem auf Nico Schlotterbeck, Jamal Musiala, Kai Havertz und Tim Kleindienst. Trotz der fehlenden Stammkräfte erwartet Nagelsmann von seiner Mannschaft souveräne Auftritte, nicht nur jetzt in der Slowakei und gegen Nordirland, sondern auch im Oktober und November, wenn die vier weiteren WM-Qualifikationsspiele gegen Luxemburg, in Nordirland, in Luxemburg und gegen die Slowakei anstehen.
„Ich habe schon den Anspruch, dass wir in unserer Gruppe mit einer Dominanz durchgehen“, sagt Nagelsmann, „wir müssen nicht jedes Spiel mit 5:0 gewinnen, aber wir wollen in den sechs Spielen jeweils keinerlei Zweifel aufkommen lassen.“
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