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DER STOPP DER US-ÖLLIEFERUNGEN AN NORDKOREA BEWIRKT NICHTSHilflose Geste einer Supermacht

Die USA und der Rest der Welt werden sich damit abfinden müssen: Nordkorea entwickelt womöglich Atomwaffen. Daran wird auch der Stopp der kostenlosen US-Öllieferungen an Nordkorea nichts ändern, obwohl der Verlust des Rohstoffs für das marode Land sehr schmerzlich ist. Das Regime hat allerdings schon während der Hungersnöte der 90er-Jahre gezeigt, dass es lieber hunderttausende Bürger umkommen lässt, als die eigene Macht zu gefährden. Gegen den menschenverachtenden Zynismus der nordkoreanischen Führung ist kein Kraut gewachsen.

Entsprechend hilfslos ist jetzt der Schritt Washingtons, den Tokio und Seoul nur widerwillig unterstützen. Sie wollen keinesfalls das Abkommen von 1994 aufkündigen, nach dem Nordkorea auf die Entwicklung eines eigenen Atomreaktors im Tausch gegen zwei Leichtwasserreaktoren und das US-Öl verzichtet. Für Tokio und Seoul sind ein halb gebrochener Pakt und eine gewisse Stabilität in Nordkorea immer noch besser als ein Konflikt mit dem Nachbarstaat.

Die USA dagegen fühlten sich vorgeführt, wenn sie Pjöngjang für etwas mit Öl belohnten, das gegen den Irak zum Krieg führte. Da ein Krieg gegen Nordkorea ganz Nordostasien ins Chaos stürzen und neben Südkorea auch China, Russland und Japan treffen würde, gibt es diese Option nicht. So dient Washingtons Verhalten nur dazu, nicht das Gesicht zu verlieren. Der Lieferstopp ist zudem halbherzig: Ein Öltanker, der in den nächsten Tagen Nordkorea erreichen soll, wird nicht zurückgerufen und darf seine Fracht ausliefern.

Das Abkommen von 1994 aufzukündigen, wagen die USA nicht, weil sie nordkoreanische Vergeltungsmaßnahmen befürchten. Dazu möchte man Pjöngjang keinen Vorwand liefern. Der Stopp des Öls ist daher der Versuch, Nordkoreas Führung selbst zur Kündigung des Abkommens zu veranlassen und sie damit zu den Schuldigen zu machen, die sie aus US-Sicht ohnehin sind. Es ist offensichtlich: Die USA, die ganz mit dem Irak beschäftigt sind, haben zurzeit kein Konzept für den Umgang mit Nordkorea. SVEN HANSEN

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