piwik no script img

Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWas aus einer Lehrerin wird, die NPD-Nachwuchs anwarb Suspendierung ist möglich

Dass Engagement von Louise Andresen (Name geändert) bliebt nicht ohne Resonanz. Die berufstätige mehrfache Mutter aus Nordfriesland ging damit an die Öffentlichkeit, dass ihr Sohn von seiner Lehrerin Ann-Kristin J. an der heutigen Gemeinschaftsschule im nordfriesischen Bredstedt für die rechtsextreme Szene angeworben wurde. „Sie hat ihn für sich zur Munition gemacht“, so Andresen zur taz. „Ich war ohnmächtig.“

Seit zwei Wochen habe sich die junge Lehrerin, die selbst bei der NPD aktiv ist, krank gemeldet, sagt Schulleiter Knut Jessen. Früher hatte J. ihm gegenüber abgestritten, gezielt Schüler angesprochen zu haben. „Die Anwerbung meines Sohnes erfolgte, bevor er seinen Hauptschulabschluss gemacht hatte“, erzählt Andresen. Im Frühjahr 2010 habe J. ihren Sohn sowie einen von dessen Freunden um Handynummern gebeten. Über Facebook habe J. sich mit dem heute 17-Jährigen verabredet und ihn für die NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ angeworben.

Seit Mitte Januar wusste Schulleiter Jessen von diesen Anschuldigungen, die er auch weitergab. „Vor dem Bericht waren uns die Vorhaltungen bekannt“, sagt Beate Hinse, Sprecherin des Ministeriums für Bildung und Kultur in Kiel. Warum es dann fast zweieinhalb Monate dauerte, bis man J. zu einem Anhörungstermin lud? Eine bloße Überschneidung, versichert sie. Zu dem Zeitpunkt sei ein Disziplinarverfahren längst eingeleitet gewesen.

Zur Anhörung schickte J. ihren Anwalt. Laut Hinse könnte die Lehrerin aus dem Schuldienst suspendiert werden. Auch falls nicht: Direktor Jessen hält es für ausgeschlossen, dass J. an seine Schule zurückkehrt. „Pädagogisch wäre eine Tätigkeit in ihrem bisherigen Wirkungsfeld ungünstig.“

Bemerkenswert: Rechtextreme Websites erwähnen die Auseinandersetzung nicht. J. selbst sagte der Presse nur: „Dazu möchte ich mich nicht äußern.“

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland