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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWIE DIE RECHTSEXTREME SZENE DEN 1. MAI VERDAUT Tag der Niederlagen

Die Szene ist frustriert. Am Morgen danach findet sich auf der Website des schleswig-holsteinischen NPD-Landesverbandes kein Kommentar zum 1. Mai. Dabei hatte der Tag doch „ihr Tag“ werden sollen: Mit dem Aufmarsch in Neumünster wollte die rechtsextreme NPD dem Szeneportal „Mupinfo“ zufolge „einen Höhepunkt im laufenden Wahlkampf setzen“. Zwar sei „man nun bundesweit ins Gespräch gekommen“, heißt es, „die Szenen vor Ort glichen jedoch einem Fiasko“.

Vor Ort war auch Jens Lütke die Enttäuschung anzusehen: Während am Hauptbahnhof an die 40 Neonazis warteten, kamen rund 120 Kameraden, mit denen der NPD-Spitzenkandidat am Bahnhof Neumünster-Süd losmarschiert war, nicht durch. Der NPD-Bundesvize und Landtagsfraktionschef in Mecklenburg-Vorpommern Udo Pastörs redete viel auf die Polizeieinsatzleitung ein, drohte mit Rechtsmitteln und einer Eskalation.

Um 12.18 Uhr hieß es auch noch im Live-Ticker von „Mupinfo“ kämpferisch: „Eine größere Gruppe Nationalisten läuft (...). Immer mehr Linke tauchen auf und werden von der Polizei weggeknüppelt. (...) Doch die Opposition marschiert.“ Um 13.40 Uhr hieß es dann: „Pastörs verhaftet“, und um 17 Uhr: „Alle Gefangenen wurden nach und nach ED-Behandelt und dann in Garagen eingepfercht.“

An anderer Stelle schimpfen die Online-Autoren darüber, dass die „gefangenen Kameraden“ volle zwei Stunden und bei „brennender Sonne“ im Gefängnisbus „brüteten“. Später scheiterten im 30 Kilometer entfernten Kaltenkirchen auch jene Neonazis, die am neumünsterschen Hauptbahnhof ausgeharrt hatten: An einem Spontanmarsch hinderte sie die Polizei.

Der nicht angemeldete Aufzug vom Bahnhof Süd könnte für die NPD-Anhänger teuer werden: „Der Veranstaltungsleiter hat eine Straftat begangen“, sagt Polizeisprecher Rainer Wetzel. Auf die Festgenommen kämen Geldstrafen zu.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland