■ Deutschland Tagebuch: 6. Nov. 1989: DDR-Marmelade vor die Säue
Der Tag: Der Osten murrt über die neuen Reisegesetze. Hunderttausende kommen zu Montagsdemos zusammen. Die neuen Reiseregelungen sind das Thema der Protestierenden: „Wir brauchen keine Gesetze, die Mauer muss weg“.
Der Westen: CDUler Diepgen findet: „Jetzt muss das Brandenburger Tor geöffnet werden.“
Der Osten: Zum 72. Jahrestag würdigen Repräsentanten der SED die Errungenschaften der „Großen Sozialistischen Sowjetrevolution“: „Die Völker der Sowjetunion unter der Führung der KPDSU wurden zum Bahnbrecher des Menschheitsfortschritts“. Die Genossen applaudieren, das Tanzensemble der Belorussischen SSR tanzt temperamentvoll. Der Vorsitzende der Betriebsgewerkschaft des Großhandelskombinates Frankfurt/Oder beklagt die Mängel der Planwirtschaft: Mehr als 2,2 Tonnen Marmelade seien aus Gläsern gekratzt und an Schweine verfüttert worden.
Schlagzeile in der taz: „Bürokratisch geregelte Reisefreiheit“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Roter Oktober stieß das Tor zur Erneuerung der Welt auf“ bed
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
