DDR-Kulturkampf jetzt auch im Kino

■ Sieben sowjetische Filme aus den Kinos genommen Diskussionen über Perestroika vorerst verboten

Berlin (taz) - Am Sonntag wurde das Verbot der deutschsprachigen sowjetischen Monatszeitschrift 'Sputnik‘ in der DDR bekannt, am Montag eine zentrale Weisung der Hauptverwaltung Film im DDR-Kulturministerium, wonach sieben sowjetische Filme aus dem laufenden Kino-Programm herauszunehmen seien. Mit Aksoldovs Kommissarin und Panfilovs Thema dürfen zwei sogenannte „Tresorfilme“ in der DDR nicht mehr gezeigt werden, die erst im Zuge von „Glasnost“ Jahrzehnte nach ihrer Fertigstellung aus den Giftschränken der sowjetischen Studios ans Licht der Öffentlichkeit gelangten. In West-Berlin war Panfilovs Film 1987 mit dem Goldenen Bären und Die Kommissarin in diesem Frühjahr mit einem Sonderpreis ausgezeichnet worden. Seit Wochen liefen beide Filme erfolgreich in den DDR-Kinos neben weiteren weniger bekannten sowjetischen Werken, die jetzt auch auf den DDR-Index gerieten: Der kalte Sommer des Jahres 53..., Und morgen war Krieg und Spiele für Kinder im schulpflichtigen Alter.

Andere Informationen aus Ost-Berlin besagen, daß zwei weitere Streifen, nämlich Die Festnahme und Mein Haus auf dem grünen Hügel, verboten worden sind. In all diesen Filmen spielt die neue sowjetische Offenheit im Umgang mit der eigenen Geschichte eine Rolle: Ob es um Stalinismus, Fortsetzung Seite 2

soziale Probleme, Arbeitslager in Sibirien, Antisemitismus geht, die sieben Filme zeugen von einer Kultur der Offenheit, die bei der DDR-Führung immer häufiger auf Widerstand stößt.

Die UdSSR-Film-Exportgesellschaft „Soviet Film Export“ in Ost-Berlin äußerte sich zu der Zensur gegenüber der taz kurz und vieldeutig: „Fragen Sie doch die DDR-Behörden. Leider kann ich dazu nichts sagen.“

Doch nicht nur im Kino, auch bei der Berichterstattung über Filme beginnt der K(r)ampf. So mußte in der DDR -Wochenzeitung 'Sonntag‘ eine zusammenhängende lange Rezension der sowjetischen Filme, die bereits fertig umbrochene Seite, wieder aus dem Blatt genommen werden. In den FDJ-Jugendclubs werden landesweit Vorträge zur Entwicklung in der Sowjetunion verboten, die schon im Veranstaltungsprogramm ausgedruckt sind.