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DAS NEUE RABATTRECHT VERSCHÄRFT DEN VERDRÄNGUNGSWETTBEWERBKluge Verbraucher feilschen nicht

Endlich beginnt die Ära der Cleveren. Das alte Rabattgesetz fällt, und ab dem Frühjahr 2001 könnten beliebige Preisnachlässe und Werbegeschenke möglich sein, wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht. Für die Milch 1,19 Mark zahlen? Das werden zukünftig nur noch Weicheier und gestresste Mütter von Kleinkindern tun. Die Cleveren werden an der Kasse feilschen. Das Ikea-Sofa „Floda“ ohne Mitgliedskarte für 3.698 DM kaufen? Selber schuld, wer ab dem Frühjahr 2001 den Preisnachlass von über 550 Mark verschenkt. Um warum sollte ich mir morgens nicht von meinem Händler zur Schachtel Marlboro obendrauf noch die taz packen lassen oder mich abends über das Geburtspräsent meines Karstadt-Klubs freuen? Unterm Strich erwarten immerhin 40 Prozent aller Unternehmen tatsächlich ein kundenfreundliches Preisdumping, ermittelte „Rapp Collins Consulting“. Das konzernnahe „Institut der Deutschen Wirtschaft“ geht sogar von allgemein sinkenden Preisen aus. Die Regierungskoalition aus SPD und Grünen verspricht uns anstelle des uralten Rabattgesetzes ein Schlaraffenland für Verbraucher.

Trotzdem bleibt ein berechtigtes Murren nicht aus. Einige Verbände wollen sogar alternative Vorschläge unterbreiten. Eine große Koalition aus kleinem Einzelhandel und Handwerk, Gewerkschaften und Verbraucherschützern schaut im Gegensatz zur Bundesregierung, die ihrer Klientel stolz einen weiteren Deregulierungsschritt vorzeigt, über den Tellerrand hinaus. Millionen Verbraucher, die vielleicht nicht cool genug sind oder es sowieso satt haben, für jeden Pipifax ein halbes Dutzend Geschäfte abzuklappern und abends im Internet zu surfen, dürfen sich schon einmal auf ihren neuen Wettbewerbsnachteil einstellen. Bislang konnten sie sich auf einen gewissen Mindeststandard verlassen. Damit ist jetzt endgültig Schluss.

Dabei hätte es doch trotz der Veränderungen im E-Commerce gereicht, wenn die Bundesregierung eine moderate Reform beschlossen hätte. Noch schlimmer könnte sich der Wegfall des Rabattgesetzes auf die Struktur des Einzelhandels in Deutschland und damit auf unseren Alltag auswirken. Superrabatte werden nur die Giganten, wie Wal-Mart oder Karstadt, bieten können. Die Preisspanne zwischen innerstädtischen Fachgeschäften und Multicentern auf der grünen Wiese wird wachsen. Durch unsinnige Reformen wie das gnadenlose Ladenschlussgesetz haben Handwerksboutiquen, Tante-Emma-Läden oder CD-Shops schon genug gelitten. Verbrauchern bleibt nur ein wenig Weitblick. Der Preis ist eben nicht alles. Oder: Wie viel ist uns der bequeme, etwas teuere Einkauf an der Ecke eigentlich wert? HERMANUS PFEIFFER

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