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Archiv-Artikel

DAS GIBT ZU DENKEN

Gerhard Schröder, 60, beruft sich in Geschlechterfragen auf Mao Tse-tung. „Nicht nur der halbe Himmel, sondern auch die halbe Erde gehört den Frauen“, zitierte der Kanzler am Sonntag den chinesischen Staatenlenker vor dem Verein der Ausländischen Presse in Berlin. Anlass war die Frage einer Korrespondentin aus Chile in Verbindung mit der Bundespräsidentenwahl, warum deutsche Frauen es so schwer hätten, in die höchsten Ämter gewählt zu werden. Schröder: „Bei mir gibt es keinen Nachholbedarf. Ich bin da wahrlich der falsche Adressat. Die Hälfte meines Kabinetts besteht aus Frauen.“ Warum das leise Schmunzeln des Kanzlers? Vielleicht weiß er, dass Auslandskorrespondenten und Korrespondentinnen die Kabinettsliste nicht im Kopf haben? Denn man müsste auch Doris Schröder-Köpf dazu zählen, um eine fünfzigprozentige Frauenquote im Kabinett zu erzielen. Schröders Schmunzeln rührte wohl eher daher, dass der Kanzler von seinem erhobenen Tisch im Kanzleramt beobachten konnte, was die Journalistin im Saal, die die Frage gestellt hatte, nicht sehen konnte: unter den Anwesenden der Auslandspresse gab es höchstens fünfzehn Prozent Frauen. PETER BILD