DAS ENTSCHEIDENDE DETAIL: Wieder Winter

WETTERCHAOS Der Schnee im März nervt die meisten Menschen in Deutschland. Vor allem, weil es zuvor schon frühlingshaft war. Ungewöhnlich ist die Kälte aber nicht

Die Meteorologen haben für die Großwetterlage, die derzeit den meisten Menschen in Deutschland Schnee und Kälte bringt, einen schönen Begriff: HOCH NORDMEER, ZYKLONAL (HNz). Das bedeutet: Über dem Europäischen Nordmeer, zwischen Island und Norwegen, thront ein mächtiges Hochdruckgebiet. An seiner Ostflanke – in Hochdruckgebieten weht auf der Nordhalbkugel die Luft im Uhrzeigersinn – strömt sehr kalte arktische Luft zu uns. Zyklonal bedeutet, dass sich in dieser nordöstlichen Strömung immer wieder Tiefdruckgebiete bilden, die Niederschläge – also Schnee – bringen.

Mal warm, mal kalt; mal Regen, mal Schnee; erst Sonne, dann bibbernde Kälte Mitte März: Spielt das Wetter verrückt? Bringt der Klimawandel alles durcheinander? Gemach: Winterliche Perioden im März sind nichts Ungewöhnliches, genauso wenig wie sommerliche. Gerade in den Übergangsjahreszeiten ist es entscheidend, woher die Luftmassen zu uns kommen. Ist es wie jetzt der noch winterlich kalte Nordosten Europas, wird es eisig; ist es Nordafrika, wird es warm.

Meteorologisch gesehen ist der März der erste Frühlingsmonat, aber Wintereinbrüche zu dieser Jahreszeit sind völlig normal (so wie spätsommerliches Wetter im September, dem ersten Herbstmonat). Sogar einen Begriff für unser derzeitiges Wetter gibt es: Märzwinter.

Was der zu bieten hat, zeigt ein Blick in die Wetterhistorie. Am 4. März 1971 gab es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Görlitz eine Höchsttemperatur von minus 11,0 Grad – da sind die knapp 0 Grad derzeit vergleichsweise mild! Auch viel Schnee im Flachland ist nichts Besonderes: Im Jahr 2006 wurde in Schwerin Mitte März eine Schneehöhe von 26 Zentimeter gemessen, 1965 waren es Anfang März in Lübeck 44 Zentimeter und 1979 in Ueckermünde 49 Zentimeter. Bisheriger Rekord Schleswig-Holsteins: 80 Zentimeter Schnee am 17. März 1969 in St. Peter-Ording!

Wer jetzt über den ewigen Winter in Deutschland jammert, dem sei gesagt: Am Mittwoch erwarten die Meteorologen auch in Madrid Sprühregen oder Schnee.

RICHARD ROTHER