Coronamythen und Fakten (6): „Impfstoff ist wirkungslos“
Auch wenn es noch offene Fragen beim Corona-Impfstoff gibt: Dass die Impfung Erkrankungen verhindert, ist erwiesen.
Ein häufiges Argument von Impfgegner*innen lautet, dass die Impfung gar nichts bringt. Patienten könnten sich mehrfach mit dem Virus anstecken. Außerdem weise die Abnahme der Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut mehrerer genesener Patienten darauf hin, dass die Immunität mit der Zeit schwindet. Und es sei unbewiesen, dass der Biontech-Impfung überhaupt vor einer Infektion schützt. Betreiben wir den ganzen Aufwand also vergeblich?
Diese Beobachtungen sind grundsätzlich richtig. Mehrfachansteckungen sind offenbar möglich, und möglicherweise gelingt es dem Virus mittelfristig auch, den Impfschutz zu umgehen. Die eigentlich entscheidende Frage ist jedoch eine andere. Diese lautet: Ist der Impfstoff ausreichend wirksam, um das Sterben und die Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern? Die Antwort darauf ist ein klares Ja.
Im Test an 43.500 Personen hat sich der Biontech-Impfstoff als hochwirksam erwiesen, um Erkrankungen zu verhindern. In der Kontrollgruppe, denen die Forscher nur Salzwasser verabreicht haben, ist die Zahl der sichtbaren Covid-Erkrankungen mit der zweiten Welle steil gestiegen. Wer den echten Impfstoff erhalten hatte, war davor geschützt. Hier war nur eine Handvoll Erkrankungen zutage getreten. Die Tests haben unabhängige Dienstleister durchgeführt.
Das Ergebnis sagt tatsächlich noch nichts darüber, ob der Impfstoff auch gegen die Infektion selbst schützt. „Die Erkenntnisse dazu stehen noch aus“, sagt die Medizinerin Alena Buyx, die als Vorsitzende des Deutschen Ethikrats an der Organisation der Impfkampagne beteiligt ist. Schließlich gibt es auch Infektionen ohne Krankheitssymptome.
Es ist eine absurde Situation: Die Corona-Infektionen und -Todesfälle in Deutschland steigen auf immer neue Höchststände. Doch ob bei Demonstrationen oder im Internet: Weiterhin werden wissenschaftliche Fakten angezweifelt oder komplett bestritten.
Die taz hat sich darum die wichtigsten Behauptungen der Corona-Skeptiker und -Leugner noch einmal vorgenommen und erklärt in diesem Dossier knapp und verständlich, warum diese nicht überzeugend sind. Wir wollen damit allen, die selbst Zweifel haben, Fakten präsentieren, die helfen, diese zu zerstreuen.
Alle Texte gesammelt finden Sie unter taz.de/coronamythen.
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Die Wissenschaftler haben die Teilnehmer der Studie nicht laufend per Abstrich auf das Virus getestet. Möglicherweise erzeugt die Impfung also besonders viele „stille Überträger“ mit symptomlosen Verläufen. Vielleicht schützt die Impfung aber auch vor der Infektion selbst, sodass die Geimpften das Virus nicht weitertragen und eine Brandmauer gegen die Weiterverbreitung bilden. Das sind bisher jedoch noch Spekulationen.
Ebenfalls unbekannt ist bisher noch, wie lange die Immunität genau anhält. Der Chef von Biontech, Uğur Şahin, rechnet mit „Monaten oder Jahren“. Nach Einschätzung des Charité-Virologen Christian Drosten verändert sich Sars-CoV-2 nur langsam, zudem bleiben die Stellen, an denen der Impfstoff angreift, bei den meisten Mutationen unverändert. Die „Impf-Empfindlichkeit“ werde sich vermutlich nicht ändern, auch wenn sich andere Eigenschaften des Erregers mit der Zeit wandeln können, sagte Drosten in seinem Podcast. Gewissheit werden hier die kommenden Monate bringen. Um die Pandemie vorerst zu stoppen, reicht zunächst ein Impfschutz von wenigen Jahren.
Falls erneute Infektionen auftreten sollten und nicht mild verlaufen, muss gegebenenfalls regelmäßig eine Auffrischung erfolgen. Wenn sich dennoch eine Herdenimmunität wegen zu geringer Impfzahlen und/oder zu kurzer Wirkung der Impfung nicht erreichen lässt, dann läuft auch Sars-CoV-2 künftig langfristig („endemisch“) in der Bevölkerung um. Die Impfung rettet in den Simulationsrechnungen dennoch viele Leben, vor allem der über Siebzigjährigen.
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