„Corona in der Welt“ – Krim: Nur der Frühling hilft noch
Auf der von Russland annektierten ukrainischen Halbinsel Krim herrscht ein hartes Regime. Das gilt erst recht in Zeiten der Pandemie.
Eine Woche nach meiner Rückkehr kam eine Krankenschwester und übergab mir ein Quarantäne-Dokument. Da stand, dass ich in China gewesen sei. „Wo kommen Sie her? Aus der Ukraine? Hmmm... Da muss ich anrufen. Oh, das Telefon ist nicht aufgeladen...“, sagte sie. Unterschrieben habe ich nicht.
Meine zwei Wochen in Quarantäne verliefen gut, einen Test bekam ich nicht. Auf der Krim gibt es nicht für alle Tests. Doch das regt keinen auf. Gut, dass wenigstens einige Erkrankungen diagnostiziert wurden. 30 – bis jetzt, wenn man den offiziellen Statistiken glaubt.
Noch hat die Coronapandemie den Globus fest im Griff. Doch allen Abschottungsversuchen zum Trotz wächst die Welt dieser Tage auch zusammen. Gerade jetzt ist es deswegen besonders wichtig, den eigenen Horizont zu erweitern.
Für die taz berichten nicht nur unsere Auslandskorrespondent*innen aus vielen verschiedenen Ländern. Auch ein weit verzweigtes Netz junger Journalist*innen, die seit 2011 an internationalen Workshops der taz Panter Stiftung teilgenommen haben, blickt für uns und unsere Leser*innen auf die Welt und verfolgt unser gemeinsames Ziel: die Pressefreiheit weltweit zu stärken.
Mehr als 500 Medienmacher*innen haben bislang an 37 internationalen Workshops mitgewirkt. Einige der Alumnis berichten in der Reihe „Corona in der Welt“ über den Einfluss von Covid-19 auf ihre Länder und Mitmenschen. Sie schreiben über die Situation in Honduras, Kambodscha, Kirgistan, Malaysia, Moldawien, Myanmar, Niger, Nigeria und der Ukraine. Sie ermöglichen uns allen einen neuen Blick.
Die Autor*innen sind – anders als hoffentlich das Virus – nicht zu stoppen. Das Gleiche gilt auch für die taz Panter Stiftung. Wir sind entschlossen, unsere Arbeit fortzusetzen, sobald es die Situation wieder zulässt. Dafür braucht es Kraft und Zuversicht. Und nicht zuletzt auch Sie!
Auf der Krim herrscht ein „Maskenregime“. Sollte jemand danach fragen, habe ich in meinem Rucksack eine bereits mehrfach benutzte Einwegmaske. Und es wird gefragt, bar jeder Logik und gesetzlichen Grundlage. Das Wichtigste ist wohl, Distanz zu halten. Also mache ich das.
Fasten in Quarantäne
Eigentlich geht es mir gut. Ich brauche kein Insulin, habe weder chronische Erkrankungen noch Zahnschmerzen. Jedoch mag ich mir kaum vorstellen, wohin ich in so einem Fall gehen sollte. Kliniken nehmen nur Patienten mit erhöhter Temperatur und Anzeichen einer Lungenentzündung auf.
Alena Popowa leitet das Ukrainische Kulturinstitut in Simferopol, Hauptstadt der Krim. Sie nahm im Jahr 2016 an einem Panter Workshop in der ostukrainischen Stadt Charkow teil
Die Quarantäne fiel glücklicherweise in die Fastenzeit. Ich esse sowieso kein Fleisch, keine Eier und keine Milchprodukte. Buchweizengrütze, Nudeln, Kartoffeln und Sauerkraut sind noch zu Preisen erhältlich, wie vor der Quarantäne. Zitronen und Ingwer kosten das Zehnfache. Ich nehme stattdessen etwas Grapefruit und schon bekommen ich gute Laune.
Krimbewohner, die nicht in lebensnotwendigen Bereichen arbeiten, sollen mindestens bis zum 30. April zu Hause bleiben. Niemand darf sich mehr als 100 Meter von seiner Wohnung entfernen. Man darf nur in ein Geschäft gehen, den Hund ausführen oder Müll entsorgen. Wer älter als 65 Jahre ist, darf das Haus gar nicht verlassen.
Auf der Halbinsel Krim gibt es, offiziellen Angaben zufolge, bislang 32 Erkrankte. 13 Menschen sind wieder gesund, Tote sind nicht zu beklagen. In Kirgistan sind 430 Coronafälle registriert, fünf Menschen verstorben und 71 wieder genesen. Die Bilanz für die Republik Moldau: 1.712 Infizierte, davon 17 in der autonomen Region Gagausien. 35 Menschen sind in Zusammenhang mit Covid-19 gestorben, 107 genesen.(Stand: 14 April)
Immer mehr begreifen die Menschen, dass ihre Zukunft in den Sternen steht. Doch diese Depression mischt sich mit dem Gefühl, dass der Frühling anbricht. Das hält uns aufrecht.
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