Corona in Marokko: Neuer Lockdown vor dem Opferfest
In Marokko erreichen die Corona-Infektionen neue Rekordwerte. Die Regierung riegelt ohne Vorwarnung acht große Städte ab.
Nachdem am Samstag mit mehr als 800 gemeldeten Neuinfektionen in 24 Stunden ein neuer Höchstwert registriert wurde, verschärfte die Regierung am Sonntagabend die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, die erst Ende Juni teilweise gelockert worden waren: Das Innen- und das Gesundheitsministerium verkündeten eine Abriegelung großer Städte.
Demnach dürfen seit der Nacht zu Montag acht Städte nicht mehr betreten oder verlassen werden, darunter Casablanca, Tanger, Marrakesch, Fes und Meknes. Ausnahmen bestehen für Kranke und Berufstätige sowie für den Warenverkehr. Marokkos Hauptstadt Rabat ist nicht betroffen.
In marokkanischen Medien sowie in sozialen Netzwerken kursierten am Montag Fotos von langen Staus und überfüllten Bus- und Bahnstationen. Berichten zufolge versuchten Tausende, in den wenigen verbleibenden Stunden vor Eintritt der Abriegelung um Mitternacht noch ihre Zielorte zu erreichen.
Maskenpflicht auch im Auto
Regierungsvertreter hatten zuvor an die BürgerInnen appelliert, die Coronamaßnahmen zu befolgen. „Das Virus ist immer noch da und wartet nur darauf, sich weiter zu verbreiten“, zitierten marokkanische Medien Gesundheitsminister Khalid Ait al-Talib. Er rief alle MarokkanerInnen auf, auf unnötige Reisen während der Feiertage zu verzichten und Körperkontakt zu vermeiden. Ähnlich äußerte sich Regierungchef Saad al-Din al-Othmani.
Das Innenministerium erinnerte in einer Mitteilung daran, dass das Tragen von Atemschutzmasken überall in der Öffentlichkeit weiter Pflicht sei. Wer ohne Maske erwischt wird, dem droht demnach eine Geldstrafe von bis zu 1.300 Dirham (118 Euro) und Freiheitsentzug bis zu drei Monaten. Die Maskenpflicht gilt in Marokko auch für Fahrten im eigenen Auto.
Marokko hatte Ende Juni den zuvor verhängten landesweiten Lockdown gelockert. Internationale Flüge bleiben aber mit wenigen Ausnahmen weiter ausgesetzt. Die Grenzen sind weitgehend dicht. Auch der nationale Notstand, der im März ausgerufen wurde, soll bis mindestens 10. August bestehen bleiben.
Die Gesamtzahl der von Marokkos Regierung bestätigten Coronafälle betrug am Montagnachmittag 20.278. An den Folgen einer Infektion gestorben sind 313 Menschen, 16.438 Infizierte sind genesen. Damit bewegt sich das nordafrikanische Land mit seinen mehr als 30 Millionen EinwohnerInnen etwa im gleichen Bereich wie Algerien oder Ägypten, wo die Totenzahlen allerdings deutlich höher liegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!