Corona-Impfung in Berlin verzögert sich: Senatorin kritisiert den Bund

Berlin bekomme generell zu wenig Impfstoff, sagt SPD-Gesundheitssenatorin Kalayci. Nun ist die erste Tranche für 2021 ganz abgesagt worden.

Eine Frau hält eine kleine Flasche mit Impfstoff in der Hand

Da war er noch in ihren Händen: Gesundheitssenatorin Kalayci am Sonntag mit einer Portion Impfstoff Foto: dpa

BERLIN taz | Erst kommt der Tusch – und dann nichts mehr: Die am Sonntag mit viel Bohei gestartete Impfaktion in Berlin gerät gefährlich ins Stocken. Denn das Land wird in der ersten Woche des kommenden Jahres keinen weiteren Corona-Impfstoff bekommen, wie Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Mittwoch der dpa sagte. Da der Stoff derzeit Mangelware ist, dürften damit die meisten Zeitpläne fürs Impfen erst mal Makulatur sein.

Am Dienstag hatte zunächst eine andere Nachricht bundesweit hohe Wellen geschlagen: Das ebenfalls am Sonntag eröffnete Berliner Großimpfzentrum in der eigentlich als Konzerthalle genutzten Arena in Treptow macht bereits an Silvester wieder für mehrere Tage zu. „Im Hinblick auf die Anzahl der Buchungen ist der Betrieb über die Feiertage vom 31. Dezember bis zum 3. Januar nicht notwendig“, vermeldete Kalaycis Pressestelle. In vielen Medien wurde daraufhin die angeblich mangelnde Impfbereitschaft kritisiert. In der Arena sollen anfangs vor allem Pflegekräfte geimpft werden.

Für die Senatorin gibt es allerdings einen anderen Grund für die Schließung des Impfzentrums: Berlin bekomme zu wenig und zu wenig planbar den Impfstoff. „Wir haben dieses Jahr 58.500 Impfdosen, eine Lieferung steht noch aus“, sagte sie am Mittwochmorgen dem RBB-Inforadio. Dies reiche jedoch gerade einmal für die Bewohnerinnen und Bewohner in den Pflegeheimen.

Der Bund habe laut Kalayci nun zugesagt, dass Berlin ab Anfang 2021 knapp 30.000 Impfdosen pro Woche bekommen soll. Es gebe jedoch Unsicherheiten bei den Lieferterminen. Eine Planung sei deswegen schwierig. Es ärgere sie maßlos, dass derzeit noch nicht bekannt sei, was in der ersten Kalenderwoche 2021 erwartet werden könne, sagte Kalayci: „Kommt der Impfstoff Montag oder Sonntag?“

Nun muss Kalayci, die zugleich derzeit Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz ist, froh sein, wenn das Land überhaupt Stoff bekommt. „Wir haben jetzt vom Bundgesundheitsministerium die Nachricht bekommen, dass die Lieferung in der ersten Kalenderwoche ersatzlos ausfällt“, sagte Kalayci im Verlauf des Mittwochs.

Erst ab dem 11. Januar soll es laut der Senatorin weitergehen. „Das bringt uns in sehr große Schwierigkeiten, da wir aufbauend auf diese Zusagen unsere Planungen gemacht haben.“

Die Lage in Brandenburg ist nicht besser: „Auch das Land Brandenburg wird in der ersten Januarwoche keine Impfstoff-Lieferung erhalten“, kündigte das Gesundheitsministerium am Mittwoch via Twitter an. Ministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) sagte, danach seien 19.500 Impfdosen pro Woche für Brandenburg geplant. Bisher seien 39.000 Impfdosen geliefert worden. Rund 1.550 Menschen seien bis Dienstag geimpft worden, sagte Nonnemacher.

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Die Senatorin ist enttäuscht

Die geringe Zahl der Impfdosen in Berlin seien auch der Grund, warum die fünf anderen großen Impfzentren, untergebracht unter anderem in den Gebäuden der ehemaligen Flughäfen Tegel und Tempelhof, noch nicht in Betrieb gegangen sind. „Mehr Impfungen auch für weitere Personenkreise sind aufgrund der Menge des Impfstoffes aktuell nicht möglich“, heißt es in der Mitteilung der Gesundheitsverwaltung vom Dienstag.

Sie sei enttäuscht über die geringen Mengen, so Kalayci weiter. Bundesweit seien sehr hohe Verträge abgeschlossen worden, die Gesamtmenge könne deshalb kein Grund für die Lage sein. Die Impfungen in Berlin hatten am Sonntag begonnen. Mobile Impfteams waren auch weiterhin in Senioren- und Pflegeheimen unterwegs.

Trotz der unklaren Lage bei der Impfstoffversorgung soll der Betrieb in der Arena am Montag weitergehen, wie Sprecherin Regina Kneiding der taz sagte. Dann sollen dort Über-90-Jährige geimpft werden. Derzeit verhandle man mit Taxibetrieben über die Abrechnung der für die SeniorInnen kostenlosen An- und Abreise, erklärte Kneiding.

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