: Contra-Krieg symbolisch beendet
■ Feierliche Übergabe der angeblich „letzten Waffen“ / Niemand weiß, wie viele Gewehre vergraben wurden / Die ehemaligen Kämpfer erhalten ganze Landstriche von der neuen Regierung
Managua/Berlin (taz/afp) - Längst ist in Nicaragua der Krieg kein Thema mehr. Streiks allüberall und die galoppierende Inflation beherrschen die Schlagzeilen. Jüngste Meldung: Die Regierung will den Staatshaushalt um satte 40 Prozent kürzen. Gestern allerdings zierten noch einmal die Contra -Führer die Titelseiten der Hauptstadtzeitungen: Feierlich hatten Israel Galeano und seine Kumpane am Mittwoch mit den Worten „Auftrag erfüllt“ der Präsidentin Violeta Chamorro ihre Gewehre überreicht.
Offiziell wurde mit der Zeremonie, die in der Ortschaft San Pedro de Lovago, 250 Kilometer östlich von Managua stattfand, die Entwaffnung der Contra beendet. Die Friedenstruppe der Vereinten Nationen hat mitgeteilt, daß sie mehr als 18.000 Waffen erhalten hat. Allerdings sei es nicht ihre Aufgabe, das Land nach versteckten Waffen zu durchstöbern.
Tatsächlich kann sich in Nicaragua kaum jemand vorstellen, daß nicht ein Teil der Contra-Gewehre vergraben wurde.
Die sandinistische Opposition meldete sich nicht zu Wort. Offenbar ist man aber auch bei der FSLN der Ansicht, die Contra sei nun keine militärische Kraft mehr. Ihre Parteizeitung 'Barricada‘ jedenfalls schrieb gestern, man müsse den Sandinisten dafür danken, daß jetzt der Friede erreicht sei.
In der Tat waren auch die UNO-Offiziere erstaunt, daß die Contra-Führer jetzt auch sechzig Flugabwehrraketen übergaben, die sie bisher immer zurückgehalten hatten. Aber schließlich hatte die Regierung auch nicht mit Gegenleistungen gegeizt: Die ehemals von den USA bezahlten Kämpfer erhalten ganze Landstriche und großzügige Kredite. In den ihnen zugeteilten „Entwicklungszonen“ dürfen sie sogar eine eigene Polizei unterhalten.
Die Übergabezeremonie der „letzten Waffen“ wurde von dem Absturz zweier Hubschrauber der Armee überschattet, die kurz nach dem Start zusammengestoßen waren. Ein Journalist wurde schwer, 18 weitere Insassen leicht verletzt.
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