: Conan der Barbar
betr.: „Ein Gnadengesuch für Stanley Williams“, taz vom 12. 12. 05
Ein Zitat besagt sinngemäß, dass man den Zivilisationsgrad einer Nation daran messen sollte, wie sie mit ihren Gefangenen umgeht. Ein neuer Gradmesser für den fleißigen Folterstaat USA ist die Hinrichtung des wegen vierfachen Mordes vergifteten Stanley Williams.
1981. Schwarzeneggers Film wurde im selben Jahr gedreht, als Stanley Williams in einem Indizienprozess von einer rein weiß besetzten Geschworenenkammer und dem bewiesenermaßen rassistischen Scharfrichter zum Tode verurteilt wurde. Muskelbepackt machte jeder auf seine Weise Karriere. Williams ist tot, Schwarzenegger Gouverneur von Kalifornien. Allein er hatte die Macht und Kraft, die er in seinem Barbaren-Filmchen für das Gute einsetzte, diesem mittelalterlichen, Menschenrecht verachtenden und zudem erwiesen schmerzvollen Hinrichtungsprozess in seinem Sonnenstaat zu stoppen und ein Moratorium auf alle Hinrichtungen zu erklären. Die Macht, Zweifel an der Schuldigkeit auszuräumen oder Beweise für die Schuldigkeit zu präsentieren, kurzum Verantwortung für den Tod oder das Leben eines Menschen zu übernehmen. Belegen, dass Hautfarbe und soziale Schicht der Täter und Opfer für die Urteilsfindung keinen Ausschlag geben. Doch Schwarzenegger hat kläglich versagt. Mit der Hinrichtung Williams’ hat er bewiesen, wie schwach und erbärmlich er handelt, ein machtgeiler Mensch.
Viele Amerikaner honorieren diese Haltung. Selbst wenn 15.000 Menschen ihn auf Knien bitten, die Todesstrafe des Jugendbuchautors, der gesellschaftliche Verantwortung übernommen hat, in lebenslangen Knast umzuwandeln. Barbaren kennen keine Gnade. Sie handeln kalt und roh. Der Tod steht ihnen gut.
Williams hielt 24 Jahre seelische und gewiss auch körperliche Folter aus und ist in dieser Zeit aus eigenem Antrieb zum geläuterten Jugendbuchautor geworden, der für Gewaltlosigkeit eintrat. Schwarzenegger ist das geblieben, was er immer gespielt hat: ein skrupelloser und rücksichtslos hinrichtender Barbar, der jetzt Fürst eines sonnendurchfluteten Barbarenstaats ist, den er in seinen Filmen immer bekämpft hat. JÖRG HEYNLEIN, Hannover