Computerspiel Torchlight II: Diablos kleiner Bruder
Gegner bekämpfen, Erfahrungspunkte sammeln, magische Gegenstände kassieren: Das Hack&Slay-Spiel „Torchlight II“ macht Lust auf mehr, mehr, mehr.
Noch eben schnell die Höhle nach dem Bossgegner abgrasen. Dann ist aber Schluss. Schließlich scheint das Zucken der Augenlider eindeutiger Hinweis dafür, dass die Sitzung am PC schon etwas zu lange dauert. Da ist er ja, der Bösewicht. Nachdem er in die Knie geklickt wurde, muss – zurück an der Oberfläche – noch eben das tolle, mächtige Schwert ausprobiert werden, das er fallen gelassen hat. Schnell ein paar Monster vertrimmt, und da erscheint auch schon der nächste Auftraggeber um die Ecke. Den Job nehmen wir auch noch direkt mit. Nicht zu vergessen, die gerade verdienten Fähigkeitenpunkte zu verteilen.
Über dem Noch-eben-schnell-dies-und-das-erledigen-Sog vergeht die Zeit beim Spielen von „Torchlight II“ schneller, als einem manchmal lieb ist. Hier gibt es alles, was den typischen Reiz des Genres „Hack & Slay“ ausmacht.
Dabei ist es nicht einfach, gegen einen Riesen wie Blizzards „Diablo III“ anzutreten. Schließlich wurde der Rummel um die Kultserie mit jedem Jahr des Wartens auf den dritten Teil immer größer. Nach dem Start im Mai diesen Jahres wurde die Monsterhatz sofort zum Bestseller. Lange Warteschlangen vor den Toren der Mitternachtsverkäufe, ausverkaufte virtuelle Regale bei den Online-Shops. Allein 3,5 Millionen verkaufte Diablo-Spiele 24 Stunden nach der Veröffentlichung. Entwickler Runic Games hat weder das Geld noch die Teamgröße der Konkurrenz.
Das zeigt sich auch im Spiel. „Torchlight II“ hat Ecken und Kanten, die Filmsequenzen sind nicht bombastisch inszeniert, sondern etwas triste und comichaft. Auch die Grafik wirkt zwar ordentlich, entlockt erfahrenen Spielern aber keine Jubelschreie.
Trotzdem fesselt Torchlight. Mit seiner Spieldynamik, die den Suchtfaktor des Genres ausmacht. Es wirkt fast noch flotter und motivierender als der große, diabolische Bruder. Hier gibt es ständig neue Aufgaben für den Hobbyhelden. Während er über Wiesen, durch Wüsten und Höhlen rennt, verdrischt er Monster wie am Fließband. Kaum ist eine Gruppe erledigt, warten schon die nächsten Skelette, Riesengürteltiere und Spinnen.
Dass der Spieler auf seiner Reise einen Schurken jagt, der die Welt ins Chaos stürzen will, ist eigentlich egal. Denn wer achtet bei einem „Hack & Slay“ schließlich auf die Handlung! Viel interessanter sind da die schnellen und nicht aufhören wollenden Erfolgserlebnisse. Die kommen in Form von magischen Waffen und Ausrüstungsgegenständen, die während der Fantasyprügelei in hohem Tempo immer mächtiger werden.
Lieber den trägen, aber starken Hammer oder doch das leichte Schwert, das die Manavorräte zum Zaubern auffüllt? Den Helm mit integriertem Feuerschutz oder den, der die Goldfunde in die Höhe treibt? Ist die Entscheidung gefällt, wird der Rest der Beute verkauft. Denn die Gegner lassen so viel Kram fallen, dass das Inventar ständig voll ist.
Da kommt das Haustier sehr gelegen, das den Helden begleitet. Es kämpft nicht nur an dessen Seite, sondern findet beladen mit Schätzen selbständig den Weg zum nächsten Händler, um die Sachen zu Gold zu machen. Zur Auswahl stehen unter anderem Hund, Katze, Frettchen, Drachen und Vogel.
Ob Nahkämpfer, Magiekundiger oder Pistolenprofi: während des Sammelns und Kämpfens kassiert der Spieler genretypisch Erfahrungspunkte, die er seinem Charakter etwa in Form von Stärke oder Lebensenergie spendiert. Ebenso verteilt er gewonnene Punkte auf Spezialfähigkeiten wie einen Superschlag oder heraufbeschworenen Roboter, die Stück für Stück erlernt und verstärkt werden können. Auch wenn die Präsentation nicht perfekt ist und weniger rund wirkt als beim großen Konkurrenten, schafft „Torchlight II“ es, das Ich-will-mehr-Gefühl nahezu perfekt zu wecken.
Die Reise durch die bunte Comic-Welt wirkt kurzweilig und kostet nur rund 20 Euro. Wer sich trotz virtuellem Haustier einsam auf Reisen fühlt, kann sich im Multiplayer online oder im lokalen Netzwerk begleiten lassen. Momentan ist das PC-Spiel in englischer Sprache ausschließlich als Download erhältlich. Die deutsche Version kommt am 20. Oktober in die Läden.
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