Comedy aus Amerika: Die lustigste Frau der Welt
Tina Fey ist die erfolgreichste amerikanische Comedy-Frau. Ist sie gut? Ja. Ein A bis Z mit Zitaten aus ihrem neuen Buch „Bossypants. Haben Männer Humor?“.
A wie Alec Baldwin: In der Rolle des mächtigen, konservativen Senderchefs Jack Donaghy. Ohne diese Starbesetzung hätte der Sender NBC die Show „30 Rock“ vermutlich nicht aufgenommen.
B wie Bossypants: Ihr Buch heißt so: „Erstens, weil ’Two and a Shake Men‘ schon vergeben war.“ Und zweitens, weil Tina ständig gefragt wird, ob es schwierig ist, Chefin zu sein, genauso, wie man das natürlich „auch Mr. Trump fragen würde“. Außerdem kann Fey mit Tipps aufweisen, wie man sich als Frau in einer männerdominierten Arbeitswelt erfolgreich durchschlägt. Dazu gehören: „Keine Pferdeschwänze oder Tubetops tragen, sparsam weinen und in Sitzungen keine Diätkost verzehren.“
C wie Comedy-Business: „Ich habe im Geschäft ältere Männer erlebt, die kaum in der Lage waren, selbständig zu essen und sich den Mund abzuwischen, und sie arbeiten immer noch. Die Frauen dagegen sind alle verrückt.“ Ihre Definition von verrückt im Showgeschäft lautet: „Eine Frau die weiterredet, auch wenn keiner mehr mit ihr ins Bett steigen will.“
Ihre Berufe: ist Schauspielerin, Autorin und Comedy-Star.
Ihr Werk: Fey war von 1997 bis 2006 Mitglied des Autorenstabs der NBC-Sendung „Saturday Night Live“ – und ab 1999 die erste weibliche Chefautorin. 2006 entwickelte sie die NBC-Comedyserie „30 Rock“, in der sie selbst mitspielt und die sie auch produziert.
Ihre Erfolge: Die NBC-Serie ist ein voller Erfolg in Amerika und brachte Fey schon mehrere Emmy Awards ein. International wurde sie 2008 bekannt durch ihre Parodie von Sarah Palin, der damaligen Kandidatin zur republikanischen Vize-Präsidentschaft.
Ihr Buch: Heute erscheint „Bossypants. Haben Männer Humor?“ (Rowohlt Polaris, 13,95 Euro).
D wie Dad: Don Fey sieht aus wie Clint Eastwood. Sein unbewegtes halb schottisches, halb deutsches Gesicht ist attraktiv, aber furchteinflößend. Als ein Fremder das Gesicht seiner Tochter aufschlitzte, als sie klein war, und sie ihn auf dem Weg ins Krankenhaus fragte: „Muss ich jetzt sterben“, drückte er mit der ruhigen Effizienz eines Exfeuerwehrmanns und Veteranen auf die Wunde und sagte: „Nicht sprechen.“ Mächtige Männer wie Alec Baldwin blicken ihn lange an und sagen dann: „ Das ist also dein Dad, hm?“
E wie Expertin: Fey war mal schwanger und ist im Fernsehen. Was sonst könnte sie mehr dazu qualifizieren, in diesem Buch ungefragt als Expertin aufzutreten und ein für alle mal den Frauen zu raten: Stillen Sie ihr Kind! „Man muss muss muss Ihnen Muttermilch geben. Sie Schulden ihrem Kind die Muttermilch! […] Falls Sie entschieden haben, Ihr Kind nicht genug zu lieben, um es zu stillen, können Sie Ihre Milch mit einer Milchpumpe abpumpen.“
F wie Frauen: Jedes Mal, wenn jemand zu ihr sagt, Jerry Lewis oder sonst ein Kerl aus dem Comedy Business hätte gesagt, er findet Frauen nicht witzig, denkt Fey: „Es ist uns scheißegal, ob es euch gefällt.“ Das sagt sie aber nicht. Was sie meistens antwortet, wenn sie gefragt wird, ob Männer und Frauen unterschiedliche Witze komisch finden, ist zu langweilig, um es hier wiederzugeben.
G wie Geheule: Die Erkenntnis, dass sie niemals mehr Zeit für ihr Kind haben wird, weil sie eben auch noch diesen Traumjob hat und „30 Rock“ produzieren muss, veranlasst Fey viermal im Jahr zu Heulanfällen in ihrem Büro. Und diese Anfälle nehmen auch nicht mehr Zeit in Anspruch, als wenn Männer sich mit Spielzeuggewehren beschießen oder gemeinsam mit dem gleichgeschlechtlichen Lebenspartner ein Hundehotel buchen.
H wie Hassmails: Centaurious schreibt am 21. 9. 2009 um 2.08 Uhr auf Dlisted.com: „Tina Fey ist ein hässlicher, birnenförmiger, gehässiger, überschätzter Troll.“
I wie Improvisationstheater: Ihre Schule, in der sie 1. gelernt hat, zu jeder Situation „Ja, und …“ zu sagen. 2. dass man Leute nicht herumkommandieren kann, wenn es ihnen egal ist, und 3. „Andere Frauen sind nicht eure Konkurrentinnen – ALLE sind eure Konkurrenten.“
J wie Jenna: Jenna Maroney ist die von Jane Krakowski gespielte talentfreie Schauspielerin der Fernsehserie „The Girlie Show“ aus „30 Rock“, die alles tut, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Auf Bedrohung von außen, meistens in Form von Talent, reagiert sie panisch und schließt sich in ihrer Garderobe ein.
K wie Knie: Tina Fey hat wunderschöne Knie. Was sie persönlich natürlich nicht davon abhält, wie alle Frauen, ihre Poren, Schlabberoberarme, Brüste, Nasolabialfalten, Schambeinfett, Schrittbrötchen, Haaransatz und Nagelbetten an sich zu bemängeln und folgendes Idealbild anzustreben: kaukasische blaue Augen, volle spanische Lippen, haarfreie asiatische Haut, jamaikanischer Tanzlokalhintern, lange schwedische Beine, kleine japanische Füße, die Bauchmuskulatur einer lesbischen Fitnessstudiobesitzerin, die Hüften eines neunjährigen Jungen und Schaufensterpuppentitten.
L wie Liz Lemon: Die Hauptrolle in „30 Rock“. Die von Tina Fey gespielte Liz Lemon ist für die TV-Show „The Girlie Show with Tracy Jordan“ verantwortlich. Sie ist eine gebildete, feministische, linksliberale Frau mit Beziehungsproblemen (also, sie hat meistens keine Beziehung), die zu viel arbeitet und eine Schwäche für Fastfood hat.
M wie Medienelite: Als erfahrenes Mitglied dieser Gruppe weiß man natürlich, dass man auf keinen Fall darauf reagieren darf, wenn jemand öffentlich Mist über einen verbreitet. Von dem Impuls, einschreiten zu wollen, ist auch Tina Fey nicht frei. Zum Glück weiß sie es besser, denn „sobald man unter falschem Namen Internetkommentare postet oder einen Brief an Lisa de Moraes von der Washington Post schreibt, um ihr zu raten, sie möge lieber einen Sack voll Pimmel ablutschen, dann hat man die Grenze zum Land des Wahnsinns überschritten.“
N wie Nippel-Nazis: auch Übermütter genannt. „Sind eine ausschließlich auf die westliche gehobene Mittelklasse beschränkte Erscheinung, die auftritt, wenn extrem ambitiöse Frauen unter mangelnder Anerkennung von außen leiden“ und deswegen anderen Frauen das Leben schwer machen.
O wie Oprah: Die amerikanische Talkshow-Größe hatte Interesse bekundet, als Gaststar in „30 Rock“ zu kommen. Dann hat sie abgesagt. Fey hat sie überredet, denn sie brauchte die Quote. Natürlich sollte dafür alles perfekt sein und Fey stand um sechs auf, um die Requisite zu kontrollieren.
P wie Photoshop: „Ich halte von Photoshop dasselbe, was andere Leute von Abtreibungen halten. Es ist ein tragisches Beispiel für den moralischen Verfall unserer Gesellschaft – es sei denn, Ich brauche es. In dem Fall sollen sich die Leute nicht so aufregen.“
R wie Rabenmutter: Das Wort taucht in Tina Feys Buch nicht auf. Warum auch? Selbst wenn es das Wort im Englischen gäbe, würde sie es nie gebrauchen.
S wie Sarah Palin: braune Haare, Brille: „Die sieht ja genauso aus wie du!“, hörte Fey plötzlich sehr oft, nachdem John Mc Cain 2008 Sarah Palin, Gouverneurin von Alaska, als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft ausgewählt hatte. Bis dahin war sie noch nie zu gebrauchen gewesen, wenn es darum ging, den Doppelgänger von jemandem zu spielen Das Publikum war wild darauf, sie als Palin zu sehen. Fey lässt sie Dinge sagen, wie, gefragt nach der homosexuellen Partnerschaft: „Ich finde, dass die Ehe eine heilige Institution zwischen zwei unwilligen Teenagern sein soll.“ 58 Millionen Mal wurden die Palin-Sketche rund um die Welt im Netz angeschaut.
T wie Tiere: Tina Fey würde ihnen niemals weh tun. Sie ist aber auch nicht tierlieb. Sie sind ihr piepegal – es sei denn, sie ist gegen sie allergisch. Wenn ihr jemand Hundefotos zeigt, bemüht sie sich um passende Kommentare, „ungefähr wie eine Autistin, der man mit Lernkarten beigebracht hat, menschliche Gesichter zu erkennen“.
U wie unhöflich. Die unhöflichste Frage, die man einer Frau stellen kann, lautet: „Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?“
V wie vierzig: Was es für Tina Fey bedeutet, vierzig zu werden: „Ich muss meine Hosen ausziehen, sobald ich nach Hause komme. Das war früher nicht so. Aber jetzt muss ich es machen.“ Mehr hat sie zu diesem Thema nicht zu sagen.
W wie Weihnachten: Meistens fahren Tina und ihr Mann Jeff am 26.12. acht Stunden lang zu ihren Schwiegereltern und deren Hund. Die ersten Jahre war sie von dem Antiallergikum Benadryl so vollgepumpt, dass sie den halben Tag schlief oder ziellos durchs Haus irrte.
Y wie Youngstown: Nicht das in Alberta, auch nicht das in Illinois und schon gar nicht das in Missouri oder der Ort in New York, sondern Youngstown, Ohio: Dort wohnen Tina Feys Schwiegereltern.
Z wie zweites Kind: Ja oder nein? Tina Fey dreht über diese Frage in schlaflosen Nächten durch. Ihre Gynäkologin sagt dazu: „Wie es auch kommt, es wird in jedem Fall gut werden.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen