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Colombo kippt Friedensplan

■ Tamilische Guerilla begehen Massenselbstmord nach Deportation / Racheakte und Kidnapping als Reaktion / Indien stockt seine Truppe in Sri Lanka auf / Selbstmord war angekündigt

Colombo (wps/dpa) - Nur wenige Tage nach dem erneuten Ausbruch von Kämpfen in der Ostprovinz Sri Lankas hat die Regierung in Colombo dem vor zwei Monaten zwischen Sri Lanka und Indien geschlossenen Friedensvertrag durch die versuchte Deportation von tamilischen Guerillas in die Hauptstadt einen vermutlich entscheidenden Schlag versetzt und eine neue Spirale der Gewalt pro voziert. In der Nacht zum Dienstag vergifteten sich 17 Angehörige der Liberation Tigers of Tamil Eelam auf dem Flughafen von Jaffna mit Zyankalikapseln, davon sind zwölf inzwischen ihren Verletzungen erlegen. Als Reaktion darauf töteten andere LTTE–Kämpfer am Dienstag acht singhalesische Kriegsgefangene, die sie ein Jahr lang gefangengehalten hatten. Zwei Angehörige der staatlichen Zementgesellschaft und ein singhalesisches Fernsehteam wurden gekidnappt und nach bislang unbestätigten Meldungen zwei Militärlager im Norden angegriffen. Das Schicksal der 17 Tigers, denen versuchter Waffenschmuggel nach Südindien vorgeworfen wird, war bereits seit einigen Tagen Gegenstand von Verhandlungen zwischen Colombo und Delhi. Die für die Kontrolle und Entwaffnung der Tigers zuständige Indische Friedenstruppe hatte wiederholt dafür plädiert, die Kämpfer in die zusammen mit dem Waffenstillstand vereinbarte Amnestie einzuschließen, die Regierung Jayewardene bestand jedoch darauf, daß den Guerillas in der Hauptstadt der Prozeß gemacht werden müßte. Die 17 Kämpfer hatten zuvor ihren Selbstmord für den Fall angekündigt, daß sie nach Colombo gebracht werden würden. Indien hat nach den jüngsten Ereignissen damit begonnen, seine bislang aus rund 7.000 Soldaten bestehende Truppe auf Sri Lanka auf mindestens 12.000 Mann aufzustocken. Siehe auch Seite 10

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