Christoph Raffelt Mundwerk: Syrah aus Baden – der Klimawandel macht’s möglich
Der Syrah, in Australien und Südafrika auch Shiraz genannt, ist eine Rotweinsorte, die seit Jahrhunderten an der schweizerischen und französischen Rhone angebaut wird. Die ältesten Rebstöcke findet man allerdings nicht dort, sondern in Australien, wo die Rebsorte Anfang des 19. Jahrhunderts eine zweite Heimat fand und wo es noch Pflanzen aus dieser Zeit gibt.
Lange Zeit dachten Wein-Experten, dass der Shiraz mit dem Kreuzritter Gaspard de Stérimberg aus dem Vorderen Orient nach Frankreich gekommen sei, vielleicht sogar aus der persischen Stadt Shiraz. Doch DNA-Analysen haben ergeben, dass die Rebsorte irgendwann in Savoyen entstanden ist, wo auch ihre Elternrebsorten beheimatet sind.
Syrah ist mit heißen Gegenden verbunden. Immerhin nennt sich eines der berühmtesten Anbaugebiete an der nördlichen Rhone „Côte Rôtie“ – gerösteter Hang.
Auch die weiteren typischen Anbaugebiete der Traube wie die Provence, die Südrhone, das Roussillon und Languedoc, der Süden Kaliforniens und Australien gehören gleichfalls nicht zu den wirklich kühlen Gebieten.
Und so war es durchaus ein Wagnis, die Sorte Syrah ausgerechnet in Deutschland anzubauen. Doch Hanspeter Ziereisen hat sich schon Anfang der 2000er-Jahre an diese Sorte herangetraut. Den Klimawandel hatte er da bereits auf dem Schirm. Zudem liegen seine Weinberge im Markgräflerland, in einer der wärmsten Regionen in Deutschland.
Mit dem Syrah Gestad hat er bereits 2006 bei der Grande Dame der englischen Weinkritik, Jancis Robinson, für Begeisterung gesorgt.
Was damals nur alle paar Jahre zu einem guten Wein wurde – in den anderen Jahren hat Ziereisen den Syrah zusammen mit Pinot noir zu einem saftig frischen Wein namens „Zunderobsi“ vinifiziert –, wird heute in fast jedem Jahr gut.
Und wenn die Voraussetzungen perfekt sind, gibt es neben dem „Gestad“ sogar die Premium-Variante, den „Syrah Jaspis“. Dann hat man einen Wein im Glas, der sich vor guten Weinen von der Nordrhone nicht mehr verstecken muss mit seiner Pfeffrigkeit, seinen dunkel-reifen Fruchtaromen und den Noten von Veilchen, geräuchertem Schinken und dunkler Schokolade.
Ziereisens Weine geben jetzt schon einen Vorgeschmack auf die Zukunft des deutschen Weinbaus. Syrah wird im süddeutschen Weinbau immer häufiger anzutreffen sein, Spätburgunder – Ziereisens eigentliche Domäne – wahrscheinlich seltener.
„Gestad“ und „Jaspis“ gibt es in Altwarmbüchen und online bei Alleswein.com
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