Christoph Raffelt Mundwerk: Der Beaujolais Nouveaukommt zu gut an
Wer sich schon länger für Wein interessiert, dem dürfte der Satz: „Le Beaujolais Nouveau est arrivé“ vertraut sein: der Beaujolais Nouveau ist da. Es ist nachhaltiges Marketing, das sich in den Köpfen über Jahre hinweg festgesetzt hat, und in diesem Fall sogar weltweit. Die Kampagne hat aber über Jahrzehnte hinweg auch einen bestimmten Weintyp gefördert, der nur einen Teil der Weine repräsentiert, die im Beaujolais entstehen. Denn Beaujolais Nouveau ist nicht gleich Beaujolais.
Der Nouveau ist ein Wein, der rund drei Monate nach der Ernte abgefüllt und ab dem dritten Novemberwochenende weltweit verkauft wird; ein Jungwein also, der schnell mit bestimmten Zuchthefen durchgegoren wurde. Diese sorgen meist für eine starke Erdbeer-, Himbeer- und Bananennote, während eine besondere Art der Gärung zu sehr weichen Gerbstoffen führt. Das Ergebnis ist ein sehr einfacher, schnell zu konsumierender Wein.
Das wäre nicht der Rede wert, hätte man darüber nicht vergessen, dass es noch ganz andere Weine aus dem Landstrich zwischen Lyon und Mâcon gibt, Weine, die Klasse haben und über Jahrzehnte hinweg altern sollten. Der Gamay, die Traube, die hinter den roten Beaujolais-Weinen steht, zeigt je nach Boden eine wunderbare Vielfalt auf, von feinen und perfekten Sommerweinen aus den Dörfern Saint-Amour, Chiroubles und Fleurie über die dunkleren und kernigeren Weine aus Julienas, Regnié, Brouilly und Côte de Brouilly bis hin zu kräftigen und lagerfähigen Weinen aus Morgon, Chenas und Moulin à Vent. Lange wurden die unterschätzt, ja belächelt, nicht zuletzt von vielen Winzern aus dem benachbarten Burgund. Doch auch die haben mittlerweile verstanden, wie hervorragend, komplex und gleichzeitig trinkfreudig ein Beaujolais sein kann. Immer mehr berühmte Burgunder-Winzer haben sich im Beaujolais eingekauft.
In Hamburg hat Norbert Müller eine große Auswahl an Weinen aus dem Beaujolais. Wer vor Ort probieren möchte, kann dies am Donnerstag und Freitag nach der Arbeit bis 20 Uhr tun oder am Samstag bis 14 Uhr tun. Man findet ihn im Schanzenviertel, Lippmannstraße 59, Tür 20, oder natürlich im Netz (unter www.burgunder-suesswein.de. Um das wahre Beaujolais zu entdecken, empfehle ich Vissoux Fleurie „Garants“, Château Thivin Côte de Brouilly „7 Vignes“ und Thibault Ligier-Belair „Moulin à Vent Vieilles Vignes“.
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