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Christoph Daums erfüllte MissionDer Geißbock-Messias

Christoph Daum erfüllt doch noch seinen Auftrag - und führt Köln zurück in die Bundesliga. Ob er als Trainer weitermacht, ist allerdings offen.

Es gab viel Ärger in der Saison. Jetzt aber lieben sie Christoph Daum in Köln. Bild: dpa

KÖLN taz Kölner Freude lässt sich nicht durch Zäune und Sicherheitspersonal bändigen. Nur wenige Minuten nach dem Abpfiff des 2:0 gegen Mainz 05 währte der tapfere Versuch der Organisatoren, den Aufstiegsjubel der Kölner Fans in Bahnen zu halten. Dann brachen alle Dämme. Die Menschen stürmten den Rasen, sie trugen die Helden auf Schultern, die Spieler teilten den Inhalt ihrer überdimensionierten Kölschgläser mit den Leuten, verschenkten Trikots und T-Shirts, und am Ende wurde die Pressetribüne zu einem provisorischen Rathausbalkon umfunktioniert. Überall jagten wilde Schreie der Freude durch die Luft. "Dafür ist man nach Köln gekommen, um die größte Party überhaupt abzureißen", sagte Marvin Matip.

Die ganze Nacht wurde auf den Straßen getanzt und gefeiert, einige der wichtigsten Verkehrsadern waren bevölkert, Köln wurde seinem Ruf als Hauptstadt des Frohsinns mal wieder mehr als gerecht. So wie der 1. FC Köln in dieser Saison seinem Image als vielleicht kompliziertestes Fußballgebilde Deutschlands entsprach. Denn so hingebungsvoll diese Rückkehr in die Bundesliga auch zelebriert wurde, große Strecken des Jahres waren geprägt von Sorgen, Zwietracht und Kräften der Selbstzerstörung. "Wir haben keine überragende Saison gespielt", erklärte Präsident Wolfgang Overath, noch bevor er ein Wort der Freude über die Lippen brachte. Während die Fans und die Spieler sich einem wilden Aufstiegsrausch hingaben, waren die Verantwortlichen sehr schnell wieder zurück in den schwierigen Realitäten des FC, in deren Zentrum die eine große Frage steht: Bleibt Trainer Christoph Daum, oder wird er den Klub verlassen? "Meine Mission war, den 1. FC Köln in die erste Liga zu bringen, diesen Auftrag habe ich erfüllt", sagte der einst als Messias empfangene Trainer.

Irgendwie klang das nach Abschied. Er werde sich nun mit der Klubführung zusammensetzen und beraten, "dem werde ich hier nicht vorgreifen", erklärte er. Aus dem Umfeld des polarisierenden Trainers war allerdings schon in der Winterpause zu hören, dass er sich längst entschieden habe. Gegen eine Zukunft in Köln. Zu zerstritten war die Mannschaft, zu oft geriet Daum mit den Interessen alter Vereinsgrößen aneinander, zu sehr schmerzte die Verachtung, die dem Trainer in Teilen der Gesellschaft entgegenschlägt. Nach dem Aufstieg prophezeite er: "Die Realität wird einige schnell wieder einholen. Sowohl Spieler als auch den Verein."

Doch Daum wäre nicht Daum, wenn es da nicht noch diese andere Seite gäbe. Die mitreißende Dynamik der vergangenen Wochen könnte die längst gefällte Entscheidung noch einmal ins Wanken gebracht haben. Overath merkte an, "wir waren lange Zeit kein Team", das habe sich in der Schlussphase geändert, auch wenn selbst dort Einzelspieler wie die überragenden Stürmer Patrick Helmes und Milivoje Novakovic für die entscheidenden Momente sorgten. "Dass wir das Ruder noch mal rumgerissen haben, das ist ein halbes Wunder", erzählte Thomas Broich. "Wir haben so gute Fußballer, aber wir haben uns selber so viele Probleme gemacht, und von außen hat so viel auf uns eingewirkt." Erst als es "ums nackte Überleben ging, ist diese Mannschaft zusammengerückt", beschrieb Daum den Heilungsprozess des krankenden Klubs.

Besonders gut lässt sich dieser Wandel an Roda Antar ablesen, einem Spieler, der stets dazu neigt, sich von Stimmungen mitreißen zu lassen. Als torgefährlicher Mittelfeldmann hatten die Kölner ihn aus Freiburg geholt, doch bis zum 25. Spieltag gelang ihm kein einziges Tor. Am Ende traf er 7 Mal in 9 Partien, darunter beide Treffer gegen Mainz.

Die Feiernden skandierten immer wieder den Namen des Trainers, in Köln wird er nicht erst nach diesem Aufstieg immer noch von der Mehrheit der Menschen verehrt. "Der FC ist ein Gefühl", sagte Daum, seine Entscheidung dürfte aber auch von echten Alternativen abhängen. Dass der 54-Jährige bei einem Spitzenklub in Deutschland unterkommt, ist kaum denkbar, vielleicht liebäugelt er mit der Türkei. Oder er erfüllt doch seinen bis 2010 laufenden Vertrag in Köln. In der Endphase der Saison ließ sich auch die Fraktion der Skeptiker unter den Spielern, die Daums Art lange für antiquiert hielt, vom Zauber des Exzentrikers berühren, der selbst im Erfolg ein Mann mit Geheimnissen bleibt.

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