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■ Christo verhülltVerhüllungszeit ist Summertime

Berlin ist mehr als eine Großbaustelle mit ein bißchen Stoffreichstag zwischen Friedrichstraße und Potsdamer Platz. „Berlin ist eine Kulturhauptstadt“, meint Uschi Schröder, stellvertretende Projektleiterin bei „Summertime 95“, und das sollen auch die Christo-Touristen merken. „Summertime 95“ ist ein Kulturprojekt, zu dem sich die Bezirke Mitte und Kreuzberg anläßlich der Reichstagsverhüllung zusammengefunden haben.

Die Verhüllungsaktion gab nur den Anstoß, die rund zweihundert Veranstaltungen sind Christo-frei und unverpackt. Führungen durch eben jene Baustellen, Hofkonzerte und Jazz, Musik- und Sprechtheater, Ausstellungen und Galeriebesuche: Der Kunst- und Kulturstreß packt jeden Berlinbesucher beim Anblick des Programms.

Nur wenige der Veranstaltungen haben die Summertime-Mitarbeiter extra für die drei Millionen erwarteten Besucher initiiert, hauptsächlich hat „Summertime 95“ zusammengetragen, welche Kultur-Events in den beiden zentralen Bezirken stattfinden. Allein die Ausstellung „SturmTurm“ in der Galerie Berlin und der Galerie „ImKabinett“ beschäftigt sich extra zur Reichstagsverhüllung mit dem Fernsehturm am Alexanderplatz, Kunst und Architektur. Einziges Eigenprojekt der Summertime- Leute sind die 28 Club-Konzerte. „Power aus alten Punkzeiten“, „Das Labyrinth der Sehnsüchte“, Urkrainische Volksmusik oder die „Schweizer Sound Terroristen“ gibt es zu hören.

„Unser Highlight ist ein Film- Live-Konzert im Judaicum“, sagt Silke Fischer, Mitbegründerin von Summertime. Das Deutsche Babelsberger Filmorchester wird „City Lights“ mit Charlie Chaplin vertonen nach der Originalpartitur des Komikers. Das übrige Filmprogramm wählten die Kulturpräsentierenden danach aus, ob die beweglichen Bilder von Berlin erzählen. Beim „Tacheles“ regte „Summertime 95“ eine Filmreihe mit zwölf Filmen zur Geschichte und Gegenwart der Stadt an.

Das Berlin der Gegenwart kann sich der Berlin-Tourist auf 23 Führungen erlaufen. Baustellen-Freunde können die „Architek-Tour Friedrichstraße“ oder „Metropole im Bau“ mitmachen, Kiez-Fans „Weltstadt Kreuzberg – Von Einwanderern und Auswanderern“, „Das Scheunenviertel“ oder „Im Zeitungsviertel“. Seltenheitswert habe der „Ortstermin“ bei rund fünfzig bildenden Künstlern, meint Uschi Schröder.

Christos Kollegen öffnen für Besucher am ersten Juli-Wochenende ihre Ateliers. Ob es ein „Summertime 96“ geben wird, will Schröder noch nicht sagen. An Geldmangel kann es nicht scheitern, denn das hat „Summertime“ schon 1995 nicht. Von den sechs KollegInnen arbeiten drei ehrenamtlich, und die Finanzierung des Programmheftes mußte die Senatswirtschaftsverwaltung unterstützen. Die Hefte liegen unter anderem im Projektbüro in der Oranienburger Straße, im Museum am Checkpoint Charlie und im Haus der Kulturen der Welt kostenlos aus. Nina Kaden

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